Was wie ein verstaubtes Gebot tönt, ist bei näherem Hinsehen eine grossartige Einladung zur Befreiung von «Alltags-Göttern » unserer Zeit.
Auf den ersten Blick scheint das zweite Gebot nicht sonderlich aktuell. Die Aussage «du sollst ausser mir keine anderen Götter verehren», verbinden wir denn auch eher mit vergangenen Zeiten, als Menschen noch an eine Vielzahl von Göttern glaubten.
Auf den zweiten Blick kommt uns das Thema der Verehrung zahlreicher Götter doch schon näher. Dann nämlich, wenn wir realisieren, dass wir in unserem Leben doch tatsächlich auch zahlreiche «Götter» verehren. Sie heissen heute nicht mehr «Zeus», «Poseidon» oder «Apollo», sondern «Macht», «Ehre», «Geld», «Karriere», «Sex», «Schönheit», «Anerkennung» oder tragen viele andere Namen. Gemeinsam ist all diesen Dingen, dass sie an sich nicht schlecht sind und durchaus Gutes in unserem Leben und in unserer Welt bewirken können. Schwierig wird es hingegen, wenn einzelne Themen unser Leben wie eine Sucht beherrschen und uns gefangen nehmen. Das belegen unzählige Lebensgeschichten von Menschen, die für mehr Reichtum, Anerkennung oder Macht vieles andere geopfert und am Ende alles verloren haben.
In diese Situation hinein kommt das zweite Gebot als grosse Befreiung. Es befreite schon damals die Israeliten vom Druck einer Umwelt, in der unzählige Götter bedient, bekleidet, geschmückt und verehrt werden mussten. Dieses Gebot wies diese Menschen hin auf den Gott, der sie aus der Sklaverei in Ägypten befreite und aus Liebe eine tiefe Beziehung «von Angesicht zu Angesicht» will. Das ist das Einzigartige am Gott aus der Bibel: Gott ist eine Person, die uns begegnen will; wir verfügen nicht über Gott, aber Gott ist mit uns auf dem Weg, und wir können uns auf ihn verlassen.
Das zweite Gebot führt uns in eine atemberaubende Freiheit hinein: Das Unterwegssein mit Gott befreit uns vom Zwang, alles in unserem Leben auf einzelne «Götter- Karten» zu setzen. Wir dürfen die guten Dinge dieser Welt gerne ohne schlechtes Gewissen geniessen. Aber in der Verbindung mit Gott bekommen diese Dinge den richtigen Stellenwert. Und das tut spürbar gut!
Unterwegs mit Gott wird uns eine Freiheit geschenkt, die seinesgleichen sucht. Dabei gilt, was schon die Schweizer Bundesverfassung festhält: «… dass nur frei ist, wer seine Freiheit gebraucht.» Gott will unsere Freiheit, und dass wir diese nutzen, um für ihn und unsere Mitmenschen zu leben!