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Magersucht am Familientisch

Publiziert: 14.06.2013

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Trotz Therapie wird Debora Gasser einfach nicht gesund. Auch als sie betet und Jesus darum bittet, sie doch endlich von der Magersucht zu befreien, ändert sich anfangs nichts. Debora ist verzweifelt. «Ich wollte zwar gesund werden, aber möglichst nicht zunehmen», gibt sie heute zu.

Die 16-Jährige vergleicht sich immerzu mit anderen und durch ihre verzerrte Wahrnehmung hat die ohnehin schon schlanke Debora das Gefühl, dick zu sein. «Meine Persönlichkeit hat sich verändert. Früher war ich menschenorientiert, aber durch die Magersucht habe ich mich zurückgezogen.» In dieser Zeit ist ihr der Glaube ein Anker – aber gesund wird die junge Frau deswegen nicht. «Eines Tages wurde mir bewusst, dass Jesus mir erst helfen kann, wenn ich für mich selbst Verantwortung übernehme. » Diese Erkenntnis verändert Deboras Leben. Sie realisiert, dass sie sich selbst für das Gesundwerden entscheiden muss. Paradoxerweise ist die Teenagerin nie zufrieden mit sich selbst, obwohl sie in einem behüteten Umfeld aufwächst, geliebt, bestätigt und gefördert wird. «Aber am Aussehen lässt sich halt ohne operative Eingriffe kaum etwas ändern – ausser man nimmt ab.» Das tut sie dann auch während einem viermonatigen Auslandaufenthalt in Südamerika. Weit weg von zu Hause verliert Debora viel Gewicht. Es folgen sechs Monate in Neuseeland an einer High School. Dort wird Debora noch dünner. «Erst gefiel mir das Resultat enorm gut. Doch meine Gedanken drehten sich immerzu um dieselbe Frage: Was esse ich und wie werde ich es wieder los?

Zurück in der Schweiz realisieren Deboras Eltern sofort, dass ihre Tochter magersüchtig ist und schicken sie zur Therapie. «Dort habe ich anfangs nur den Stuhl gewärmt. » Die Therapie fruchtet nicht wirklich und inzwischen betrifft die Krankheit nicht nur Debora, sondern ihre ganze Familie. «Meine Geschwister haben gelitten. Sie haben zugesehen, wie ich mich selbst zerstörte.» Die Krankheit prägt den Alltag der Familie Gasser und die Magersucht wird zu einem zentralen Thema. Debora schneidet das Essen auf ihrem Teller immer in ganz kleine Stücke. So versucht sie in möglichst viel Zeit möglichst wenig zu essen. Zusätzliche treibt sie intensiv Sport, um die aufgenommenen Kalorien wieder abzuarbeiten. «Ich war extrem diszipliniert. Und diese Kontrolle machte mich auch stolz.»

Die Eltern reagieren heftig, als die Krankheit nicht nur Debora, sondern auch die Familie zu zerstören droht. Sie wollen ihre Tochter nicht mehr länger zuhause wohnen lassen. An diesem schmerzhaften Tiefpunkt entscheidet sich Debora endlich, gesund werden zu wollen. Und nun zeigt die bis anhin erfolglose Therapie plötzlich doch noch Wirkung. Nun – über zehn Jahre später – ist Debora eine gefestigte Persönlichkeit. Aber: «Ich vergleiche mich heute oft mit einem Ex-Alkoholiker. Die Magersucht ist meine Schwäche und deshalb muss ich auf der Hut bleiben.»

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