Auf verschiedene Weise sind wir häufig nicht so, wie wir eigentlich gerne wären. Das kennt die psychosoziale Beraterin Bea Grimm auch von sich selbst. Sie sagt, dass sie sich manchmal in einem Gespräch zu schnell zu Wort meldet. Sie würde gern ein wenig länger warten und die Gesprächspartner nicht mit schnellen Antworten überfahren.
«Zufriedenheit mit sich selbst passiert nicht einfach von allein», sagt Grimm. «Das ist Arbeit, auch in jüngeren Jahren.» Ein Anzeichen für Unzufriedenheit mit uns selbst ist, wenn wir Aussagen mit «zu» machen: «Ich bin zu langsam.» «Ich bin zu dünnhäutig.» «Ich bin zu dick.»
Wenn wir nämlich solche Aussagen machen, können wir davon ausgehen, dass wir in einem Bereich eine einseitige Haltung haben. «Diese Labels, die wir uns selber ankleben und generalisieren, sind oft einfach nicht hilfreich», weiss Grimm. Sie machen uns in gewissen Situationen handlungsunfähig.
Wie auch bei anderen Themen ist auch hier die Kindheit prägend. «Was war erlaubt in der Familie? Was durfte man von sich zeigen? Womit wurde man abgewertet, womit aufgewertet? Welche Zuschreibungen wurden gemacht?» Wenn beispielsweise das jüngste Kind in einer Familie als Sonnenschein bezeichnet wird: Darf es dann auch einmal traurig sein?
Eltern sollten deshalb darauf achten, was sie über ihre Kinder aussprechen. «Vor allem generalisierte Zuschreibungen», sagt Bea Grimm. Was wir nämlich als Kinder mitbekommen haben, tragen wir Jahrzehnte später noch mit uns.