Vorletzte Weihnachten forderte ich meinen Bruder und meine Schwester heraus: Wer baut das schönste Lebkuchenhaus? Wir legten uns richtig ins Zeug, studierten Fotos und überlegten uns Farbkonzepte. Je grösser und schöner die Häuser wurden, desto mehr spürten wir die Anspannung in der Luft.
Das alte Kindheitsmuster trat hervor: Niemand wollte verlieren. Und dann kam der befreiende Moment: Ich erkannte, dass ich gegen meine beiden Geschwister keine Chance hatte – und gestand meine Niederlage ein.
In meinem Leben habe ich gelernt zu verlieren. Bei einem Spiel ist es sinnvoll. Aber im Leben? Das bedeutet doch, dass ich das Leben nicht so ernst nehme. Vielleicht bedeutet verlieren lernen nicht, entspannt zu bleiben, wenn etwas nicht klappt, sondern, wie und wo ich meine Enttäuschung herauslassen kann – zum Beispiel bei Gott. – Von Anna Näf