Von Berufs wegen beschäftigt sich Daniel Knecht mit Flugzeugunfällen. Er arbeitet als Untersuchungsleiter beim Büro für Flugunfalluntersuchung. Im Durchschnitt werden in der Schweiz rund 150 bis 200 Unfall- oder Vorfallmeldungen bekannt gegeben. Das Ziel einer Flugunfalluntersuchung ist: Was ist geschehen? Warum ist es geschehen? Wie kann man es besser machen?
Für die Recherchen zu einem Flugunfall muss man zurück an den Unfallort. Das kann auch irgendwo im Hochgebirge sein. Hier sind Klettern oder Abseilen angesagt! Dann kommen zahlreiche Befragungen und Gespräche mit einem Team von Fachleuten. Aber viele Tätigkeiten werden auch im Labor abgewickelt. Jährlich gibt es rund 100 Vorfallmeldungen, die sich auf sogenannte Annäherungen beziehen. Die Meldungen kommen oft auch zu nächtlicher Stunde herein. Sind Menschen zu Schaden gekommen, muss das Team blitzartig zur Unfallstelle.
«Die meisten Menschen sind besser als ihr Ruf, aber keiner ist besser als sein Nachruf.»
Mark Twain
Daniel Knecht interessierte sich schon immer für die Fliegerei. Er suchte einen Beruf, wo er neben dem Fliegen auch noch sein technisch- wissenschaftliches Wissen einsetzen konnte. Auch befasst er sich mit Flugsicherheitsfragen. Diesen Beruf übt er seit zwölf Jahren aus und ist immer noch fasziniert.
Fliegen ist auch ein Teil von seinem Beruf. Daniel Knecht unterrichtet Flugschüler für Militär- und Privatmaschinen. Diese Tätigkeit hilft ihm, den Blick weg vom Schreibtisch zur Praxis zu richten. Daniel meint dazu: «Dadurch bleibt man auch demütig und schaut nicht vom hohen Ross auf die Situation hinab. Man wird nachsichtiger, weil man selber auch immer wieder Fehler macht.»
Wie geht er um mit all den Unfallbildern? Es ist normal, wenn solche entsetzlichen Bilder eine Zeit lang präsent sind. Daniel sagt, es sei auch keine Schande, wenn man psychologische Hilfe in Anspruch nimmt. Er brauchte das bisher nicht. Normalerweise verlieren sich bei ihm die Bilder in ein bis zwei Wochen.
Im Beruf habe ich Karriere gemacht, aber meine Kinder habe ich vernachlässigt.»
Daniel Knecht
Der theologische Aspekt schlägt sich in seiner Arbeit ebenfalls nieder. Daniel Knecht bezeichnet sich als gläubig, aber nicht als religiös. Glauben ist für ihn eine Beziehungsfrage zu Gott. Daniel selbst erlebt, dass Gott ein Gegenüber ist, das reagiert.
In seinem Beruf sieht er viel Leid. Besonders nach tödlichen Unfällen erleben die Hinterbliebenen grosse Trauer. Weil er sich sicher ist, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, ist für ihn der Tod nicht endgültig.
Neben der Familie mit zwei Kindern engagiert er sich in der Kirche als Techniker. Seine grösste Angst ist, dass er am Ende seines Lebens sagen müsste: «Im Beruf habe ich Karriere gemacht, aber meine Kinder habe ich vernachlässigt.» Denn durch seinen Beruf ist er nur zwei bis drei Tage in der Woche zu Hause. Sein Wunsch ist, dass er am Ende von seinem Leben dankbar zurückschauen kann.
Daniel hat kein Lebensmotto, er zitiert stattdessen Mark Twain: «Die meisten Menschen sind besser als ihr Ruf, aber keiner ist besser als sein Nachruf.»
