«Stille Nacht, heilige Nacht. Alles schläft, einsam wacht.»: So beginnt eines der bekanntesten Weihnachtslieder. Doch so still und romantisch, wie man sich Weihnachten landläufig ausmalt und vorstellt, war es nicht.
Eine Krippe ist wahrlich kein passender Ort für ein Baby. Nachdem die drei Sterndeuter zu Besuch waren, mussten Josef, Maria und Jesus fliehen. Und zudem wurden in Bethlehem auf Befehl von König Herodes alle Knaben unter zwei Jahren umgebracht.
«Jesus wurde nicht in unsere idyllische Harmonie geboren, sondern in unser Chaos. Er bringt uns den Frieden. Er ist nicht das perfekte Weihnachtsessen und nicht die perfekte Weihnachtsdekoration», hält die psychosoziale Beraterin Karin Rappo fest. «Ich bin glücklich, weil Jesus auf diese Welt gekommen ist und in mein Chaos reinkommt, das so unperfekt ist.»
Es lohnt sich, wenn wir uns die Weihnachtsgeschichte genauer anzuschauen und uns selbst Druck wegzunehmen, dass Weihnachten perfekt sein muss. Wir sollen unsere eigenen Erwartungen unter die Lupe nehmen und uns fragen, wieso das Fest perfekt sein muss.
Konflikte, Unstimmigkeiten, Enttäuschungen und Streit gehören nun mal zu unserem Leben, sagt Rappo. «Warum sollte an Weihnachten alles Frieden, Freude, Eierkuchen sein? Das ganze Jahr über gibt es schwelende Konflikte, die man nicht anspricht. Dann kommen alle gestresst und mit Druck an Weihnachten zusammen. Am besten die ganz grosse Familie, am besten alle gleichzeitig. Und alle sind unter Druck.» Wenn wir wissen, dass es zu Streit kommen könnte, ist es wichtig, bereits im Vorfeld mit der betreffenden Person darüber zu sprechen.