Radio als einzige Quelle über den christlichen Glauben

Äthiophien, zur Zeit des Kommunismus. Junge Leute durften nicht in die Kirche gehen. Menschen wurden eingesperrt und geschlagen. Die Kommunisten töteten, wen sie wollten.

Ich erinnere mich, als sie mich aus der Schule herausholten. Sie kamen in meine Klasse und riefen laut meinen Namen. Sie sagten: «Du bist penttes!» Pentte ist eine abwertende Bezeichnung für einen Protestanten. «Ihr weigert euch, nicht mehr dieser westlichen Ideologie zu folgen? Dann werdet ihr getötet.» Wir waren bereit zu sterben. Sie brachten uns zum Parteibüro.

Wir gingen alle blutend auf unseren Knien auf einer holprigen Strasse dorthin. Sie liessen einige unserer Freunde unterschreiben: «Von jetzt an werde ich verfolgt oder getötet, wenn ich bei der Anbetung Gottes erwischt werde.» Einige von uns unterschrieben, einige weigerten sich. Schliesslich forderten sie uns auf, Jesus nicht mehr zu folgen. Wir sagten: «Nein, wir wollen lieber sterben.» Denn wir kannten das wahre Leben. Nachdem sie uns einen halben Tag festgehalten hatten, liessen sie uns frei, weil wir jung waren.

TWR im Radio entdeckt
Das alles hielt uns nicht davon ab, Gott anzubeten. Auf der Suche nach einem Radioprogramm fand ich TWR, früher Trans World Radio. Die Radiobotschaften veränderten mein christliches Leben völlig. Ich hörte jeden Abend TWR. Es hat uns wirklich ermutigt, weiter in der Nachfolge Jesu Christi zu leben. Ich übersetzte diese Botschaften und gab sie meinen gläubigen Freunden weiter. Wir beteten zusammen in einem Versteck und tauschten das Wort Gottes aus, das wir zuvor gehört hatten. Es gab keine Kirche, keinen Pastor – aber es gab TWR.

Ich schrieb an den Sender und bat um ein Exemplar der Bibel und um Literatur. Joan Zensen schrieb mir zurück und schickte mir eine Bibel. Ich weiss nicht, wie die Bibel trotz kommunistischer Regierung den Weg zu mir finden konnte, aber sie erreichte mich. Das war der Plan Gottes. In einem Brief zeigte mir Joan, wie ich mich auf die Bibel fokussieren sollte. Sie erwähnte viele Verse und schrieb: «Wakshuma, ein erfülltes Leben liegt vor dir. Konzentriere dich auf die Bibel, dann wirst du dieses Leben bekommen.»

Radiomoderator in Äthiopien
Ich schrieb TWR, dass ich gerne Radiomoderator und Pastor werden wollte. Joan Zensen zeigte mir den Weg auf, wie das gelingen könnte. Ich dankte Gott für all diese Radiomoderatoren und Korrespondenten. Sie dienten als Pastoren. Zusätzlich zu diesen Radiosendungen haben mich ihre Briefe geleitet. Sie sind noch heute in meinem Herzen. Gott hat mich gesegnet und mein Leben durch sie verändert. Sie waren und sind seine Werkzeuge.

1996 bekam ich als Partner von TWR eine Arbeitsmöglichkeit im Medienbereich. Ich wurde Radioproduzent. Ich setzte mich vor ein Mikrofon und begann, zu Tausenden von Menschen zu sprechen. Von hier aus senden wir nun die Botschaft des Evangeliums in acht verschiedenen äthiopischen Sprachen. In Äthiopien leben über 100 Millionen Menschen; wir versuchen, mehr als 50 Millionen von ihnen zu erreichen. Dies ist Gottes Werk. Durch den Dienst, den er mir gegeben hat, sind Tausende von Menschen zu Christus gekommen. Ich bin sehr glücklich und Gott von Herzen dankbar. Die Ehre gehört ihm.

Gott hat mir die Chance gegeben, dasselbe Wort zu übersetzen, das ich schon in der Jugend gehört hatte – das ist kein Zufall. Das ist die Hand Gottes, ein Wunder. Ich bin sehr glücklich, dass ich hier für Gott wirken kann. Das möchte ich weiterhin tun – bis zu meinem Ende. Wakshuma.