Von Christine Kalt
15 Jahre FENSTER ZUM SONNTAG-Talk mit Ruedi Josuran – eine Ära voller lebendiger Geschichten, faszinierender Menschen und bewegender Momente. Was hat die Talks besonders gemacht? Wie ist Ruedi Josuran als Moderator an die Talks herangegangen? Was hat ihn angetrieben und inspiriert? Was hat ihm Kraft gegeben, als die Talkthemen plötzlich auch in seinem eigenen Leben eine grosse Rolle spielten?
Ruedi Josurans Karriere beginnt hinter dem Mikrofon von Radio Zürisee, woraufhin er zu Radio 24 von Roger Schawinski wechselt und schlussendlich beim damaligen Radiosender DRS 1 landet – seine Stimme hört man schweizweit. Ihn treibt seine Leidenschaft für gute Gespräche und Geschichten an. «Wenn ich in einer Runde sitze und Zeit habe, dann möchte ich deine Geschichte hören. Denn jeder Mensch hat eine einzigartige Geschichte – es gibt keine 0815-Geschichten», sagt Josuran. Als er 2009 als Moderator vom FENSTER ZUM SONNTAG-Talk beginnt, kann er diese Leidenschaft vertiefen und sie in seiner Rolle als Moderator ausleben.
Ehrliche Empathie
«Wenn du dich wirklich einlässt und neugierig bleibst, wirst du nur bereichert.» Ehrliches Interesse und ehrliche Empathie, das öffnet den Raum für ein gutes Gespräch. Das Gegenüber öffnet sich einem mehr, wenn es merkt, dass wahre Erlebnisse dahinterstecken und nicht nur Buchwissen. «Ich weiss, wie sich solche Dinge anfühlen im eigenen Leben. Ich muss diese Empathie nicht spielen.» Josuran erlebt in seinem Leben viele Rückschläge, darunter einen Herzinfarkt, ein Burn-out und eine Krebsdiagnose. Die Begegnungen mit den Talk-Gästen haben ihm in diesen herausfordernden Zeiten immer wieder Kraft gegeben. «In dem Moment, wenn ich eine spannende Person vor mir habe, ist das dann das Wichtigste. Das gibt Kraft.»
Der grössere Beitrag
Und es gibt besonders auch den Zuschauern Kraft. «Wenn es nur für eine Person ist, dann hat es sich gelohnt.» Ruedi Josuran trifft als ÖV-Fahrer auf viele Zuschauer der Sendung und erfährt so aus erster Hand, was die Sendung in den Menschen bewegt. Nebst all den Faktoren, die er beeinflussen kann, ist er sich aber bewusst: «Das Wissen, dass ich das hier nicht für mich mache, sondern für etwas Grösseres, ermutigt mich. Ich bin einfach dankbar. Ich bin mir bewusst, wer hier den grösseren Beitrag geleistet hat.» Mit diesem Bewusstsein geht Josuran nun weiter in den nächsten Lebensabschnitt. Und alle Eigenschaften, mit denen er die Sendung geprägt hat, bleiben erhalten und werden im nächsten Abschnitt wieder auf eine ganz neue Art und Weise zum Einsatz kommen. «Die Leidenschaft ist noch hier, ganz klar. Nur gibt es jetzt nun mal einen Schlusspunkt – aber vielleicht ist es auch nur ein Doppelpunkt.»