Heute am 4. April 2022 beginnt die Pilotstudie zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in der Schweiz. Die Cityseelsorge St. Gallen lädt am 7. April dazu ein, einer Betroffenen zuzuhören und über das Thema zu diskutieren.
Als Vertreterin der Opfer wird Vreni Peterer teilnehmen, eine Freiwillige der St. Galler Cityseelsorge. Roman Rieger (Leiter der Cityseelsorge) erachtet es als bewundernswert, dass sie der Kirche nach all ihren Erlebnissen treugeblieben ist und sich weiterhin dort einsetzt. Es sei fast schon ein Einzelfall, dass sie mit der Kirche überhaupt einen Weg gegangen sei. «Die allermeisten Personen mit solchen Erlebnissen haben der Kirche längst den Rücken gekehrt und sind ausgetreten.»
Rieger findet es wichtig, dass sexueller Missbrauch zusammen mit den Opfern aufgearbeitet wird. Sie müssten eine zentrale Stimme erhalten. Inzwischen ist das Bewusstsein dafür in der katholischen Kirche stark gewachsen. Die Machtverhältnisse hätten sich verändert, so Rieger. «Die Macht von kirchlichen Amtsträgern und seelsorgenden Mitarbeitenden wird gesellschaftlich stärker hinterfragt.»
Mit der Pilotstudie will man noch einen Schritt weitergehen. Entsprechende Dossiers und Dokumente werden heute geöffnet. Es soll jedoch nicht bloss bei der Pilotstudie bleiben, sondern die Missbrauchsgeschichten der katholischen Kirche der vergangenen Jahrzehnte sollen gründlich aufgearbeitet werden, erklärt Rieger. Er ist überzeugt, dass es ein harter und steiniger Weg werden wird.