Kornelius Holmer arbeitet als Pfarrer in der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern. Er kann sich noch sehr gut an den Tag erinnern, als er als 14-Jähriger den ehemaligen DDR-Staatssekretär Erich Honecker zum ersten Mal sah.
Seine Eltern wurden nämlich von der evangelischen Kirche angefragt, ob sie Honecker und seine Frau aufnehmen könnten. Sein Vater Uwe Holmer leitete damals ein grosses diakonisches Werk für behinderte Menschen.
So kam es, dass der ehemalige Staatschef und seine Frau an ihrer Tür klingelten. Eigentlich wäre es ihnen nie in den Sinn gekommen, Honecker aufzunehmen. Jedoch: «Meinem Vater war es immer wichtig, dass man das, was man sagt, auch lebt», erzählt Kornelius Holmer.
Die Familie hiess ihn und seine Frau willkommen. Das Paar lebte dann für neun Wochen dort in ihrem Asyl. Holmer erlebte Honecker als ruhig und freundlich, er wirkte auf ihn wie ein Grossvater, der alt und krank war und Hilfe brauchte.