David Jäggi ist auf der Website „Dein Pfarrer“ zu finden. Unter diesem Label bietet er alles an, was zum Profil einer Kirche gehört: Gottesdienst, Segnung und Trauung. Was er nicht (zwingend) mitbringt: das Gebäude, denn eine eigene Kirche hat er nicht. Die Kunden dürfen wählen, wo sie die kirchliche Dienstleistung in Anspruch nehmen möchten. Glauben kaufen im Internet? Nein, David Jäggi geht mit seinen Kunden ein Stück des Weges, und das sehr persönlich.
David Jäggi hat eine Schreinerlehre absolviert, aber den Beruf nie ausgeübt. Nach der Lehre ging er zur Polizei, wo er der jüngste Schutzhundeführer mit seinen zwei Hunden wurde. Für zehn Jahre wurde dies seine berufliche Heimat. Allerdings arbeitete er die letzten zwei Jahre nur 60%, wegen seines Theologie-Studiums. Er folgte seinem Herzen und wurde zu einem spirituellen Unternehmer.
Im Internet kann man alles kaufen
Heutzutage läuft alles über das Internet. David Jäggi wollte im Internet seinen Glauben einbringen. Er wird gebucht, um diverse kirchliche Dienstleistungen zu erbringen. Ist das nicht sehr unpersönlich, um nicht zu sagen, digital? „Nein, denn es wird sehr schnell sehr persönlich. Man trifft sich, um die Details zu besprechen. Da werden auch Spannungen sichtbar. Hier kann der Glaube Lücken füllen.“ Er sieht sich als flexibler Kumpelpfarrer, der auch Menschen erreicht, die sonst dem Glauben skeptisch gegenüber stehen.
Wörter sind wichtig
David Jäggi liest gerne und führt seinen eigenen Blog, „Sola scriptura“. Dieses Zitat von Martin Luther würde er zwar heute nicht mehr verwenden, er ist aber sehr zufrieden mit den Reaktionen auf seine geschriebenen Gedanken. Seine Predigten hält er manchmal im Stil von „Slam Poetry“. Diese gereimten Gedanken erfordern von den Zuhörern ein hohes Mass an Konzentration. „Es ermöglicht mir, eine grössere Nähe zu den Menschen aufzubauen. Dies finde ich sehr gut.“
Er erreicht mit seiner Vorgehensweise Personen, die mit der institutionalisierten Kirche nichts am Hut haben. „Ich kann so eine kleine Welt mitgestalten; nicht ausharren, sondern aktiv werden, dafür lebe ich.“ Das Wort, ob geschrieben oder gesprochen, ist ihm sehr wichtig. Er erlebt täglich, dass die Menschen, obgleich vordergründig desinteressiert, sehr wohl Interesse zeigen an seiner Botschaft.
Übers Wasser laufen
David Jäggi und seine Frau können natürlich nicht übers Wasser laufen. Dennoch verwenden sie dieses Bild, um ihr tägliches Leben zu beschreiben. „Es gilt jeden Tag, Schritte zu wagen, Glauben zu erleben.“ Sie wollen nicht stehen bleiben, sondern in neue Welten vordringen. So steht in Zukunft der Schritt von der digitalen in die analoge Welt an: „Wir wollen missionarisch tätig werden. Als Ziel haben wir die Mongolei im Auge, aber da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“ Und wenn es beim definitiven Ziel einen Internet-Anschluss hat, wird David Jäggi weiterhin der ganzen Welt seine Botschaft kundtun.