Von Chantal Bigler
«Als Tennislehrer förderst du andere, als Profi geht es nur um dich», so Fred Berli. Der 77-Jährige kennt beide Seiten. Heute kümmert er sich lieber um andere: Der Tenniscoach unterrichtet aber nicht nur Menschen, damit sie am Ball bleiben; sie können auf dem Tennisplatz auch ihren Alltagsstress, ihre Depressionen, Sorgen oder Zweifel vergessen.
Manchmal braucht es Worte, manchmal nur einen Ballwechsel. Fred Berli schafft es als Tenniscoach, die richtige Balance zwischen Gespräch und Spiel zu finden. «Menschen, die Depressionen haben, kommen zu mir ins Tennis und gehen verändert raus», erzählt der ehemalige Tennisprofi. Seine Karriere hat ihn bereichert, aber seine Arbeit, Leute zu fördern, ist am Ende viel befriedigender.
Auf der Profitour unterwegs
Fred Berli nimmt 1963 im Alter von 18 Jahren als erster Schweizer in den USA ein Tennisstipendium in Anspruch. In den 60er-Jahren ist er Student und Tennisspieler zugleich: Mit den Turniergeldern finanziert er sich seinen Lebensunterhalt auf eigene Faust. Er darf in Wimbledon als Schweizer Juniorenmeister teilnehmen. Zweimal spielt er an den US Open: «Ich schaffte es damals an den US Open in die Top 100 und hatte das Vorrecht, das Turnier auf dem Center Court zu eröffnen», erinnert sich Fred Berli stolz. Nach 14 Jahren Amerika kehrt er 1978 aufgrund eines Jobangebots als Tennislehrer mit seiner Familie in die Schweiz zurück. Als er eines Tages im Jahr 1987 nach dem Unterricht nach Hause kommt, ist das Auto weg und im Haus herrscht eine grosse Leere: Seine amerikanische Frau (heute Ex-Frau) ist mit den Kindern in die USA zurückgekehrt.
Besonderer Tenniscoach
Seit nun 44 Jahren arbeitet der heute wieder verheiratete Fred Berli als Tennislehrer im VITIS Sportcenter in Allschwil. «Ich unterrichte Menschen in allen Alters- und Gesellschaftsklassen und jedes Jahr veranstalte ich in Italien eine Tenniswoche für meine Kundschaft», erzählt Berli. Auch Gabi Jakob geht seit einigen Jahren zu Fred Berli in den Tennisunterricht. In ihrem stressigen Alltag auf der Intensivstation bringt das Tennisspielen der Pflegefachfrau einen guten Ausgleich und sie lernt dabei, dass nach einem schlechten Ballwechsel wieder ein guter folgen kann. Durch sein Coaching findet sie, wie viele andere auch, neuen Elan und kann Fokus und Selbstsicherheit trainieren.
Das Leben und das Spiel an Gott übergeben
Damals als der Bruch mit der amerikanischen Familie passiert, will Fred Berli vieles verändern: «Wenn es dich, Gott, wirklich gibt, dann will ich dir mein Leben übergeben.» Folglich lernt er, seine Beziehung zu Jesus zu pflegen, und in dieser neuen Dimension entwickeln sich tiefere Beziehungen und Dynamiken – auch auf dem Tennisplatz. Er lehrt Menschen, mit sich selbst und mit dem Ball geduldig zu sein, und allmählich stellen viele seiner Kunden Fragen über den christlichen Glauben. Fred Berli scheut sich auch nicht, für Anliegen noch vor oder während der Tennislektion zu beten, und es geschehen Erleichterungen und Heilungen: «Zum Beispiel legte ich die Hand auf die Hüfte einer Frau, die auf dem Nebenplatz hinfiel und hinkte», erzählt er. Was danach geschieht, grenzt an ein Wunder: Im Namen Jesu betet er für die Heilung ihres Hüftgelenkes. Plötzlich hüpft die Frau wieder umher, die Umstehenden applaudieren und Fred Berli ist selbst überwältigt.