Von Hanspeter Hugentobler
Liebe Leserin, lieber Leser – vor einigen Jahren nahmen wir als Familie in Berlin an einer Familienführung durch den Deutschen Bundestag teil. Bevor wir starteten, fragte der Leiter der Führung: «Was ist eigentlich Politik?» Niemand wollte sich dazu äussern …
«Politik»: Viele Menschen tun sich schwer damit. In den letzten zwei Pandemie-Jahren ist kein Tag vergangen, an dem unser Bundesrat nicht in der Kritik stand. Den einen waren die Corona-Massnahmen zu rigoros, den anderen gingen sie zu wenig weit. Mit der Zeit verschärfte sich der Ton, viele machten ihrem Ärger öffentlich Luft. Dabei fiel mir auf: Politik und Staat haben für viele Menschen einen schlechten Klang – und doch interessieren sich viele dafür. Vermutlich weil sie spüren: «Politik hat trotz allem etwas mit mir zu tun.» Der Leiter der Bundestags Führung prägte jedenfalls einen Satz, der mir seither mit seiner Klarheit nachgeht: «Politik heisst: Wir regeln das Zusammenleben von uns Menschen.»
Der Staat ist dafür da, uns einen Rahmen zu geben, in dem wir miteinander leben können. Stellen wir uns vor, was passieren würde, wenn es diesen Rahmen nicht gäbe: Ohne staatliche Regeln könnte jeder tun, was er möchte, und dabei seine persönliche Freiheit maximal ausleben – auf Kosten seiner Mitmenschen. Eine grauenhafte Vorstellung … Es ist die Aufgabe von Staat und Politik, das gute Miteinander von Menschen zu fördern und ihnen so zu dienen. Aber das gelingt nur, wenn die Menschen diese Aufgabe des Staates akzeptieren und sich auch selbst dafür engagieren. Schon vor 2000 Jahren wurde darum in der Bibel im Titusbrief der Aufruf formuliert: «Erinnere die Christen daran, dass sie sich dem Staat und allen Regierenden unterzuordnen haben. Sie sollen die Gesetze des Staates befolgen und sich tatkräftig für die Menschen einsetzen.»
Politik ist unsere gemeinsame Aufgabe. Wir alle profitieren tagtäglich davon, dass das Zusammenleben in unserem Land so hervorragend geregelt ist – alle, die schon Länder mit nicht funktionierenden Staatsorganisationen bereist haben, werden dies dankbar anerkennen. Warum sollte ich nicht von all dem Guten der Gemeinschaft auch etwas zurückgeben – zum Beispiel, indem ich mich als Behördenmitglied zur Verfügung stelle? Mitzuhelfen, das Zusammenleben von uns Menschen zu regeln, ist nicht immer einfach. Aber ich habe es noch nie bereut, mich seit 20 Jahren nebenberuflich in verschiedenen Behördenämtern zu engagieren. Probieren Sie es doch auch aus und stellen Sie sich für ein Behördenamt zur Verfügung. Sie werden positiv überrascht sein, wie befriedigend es sein kann, sich für «das Zusammenleben von uns Menschen» in Ihrem Dorf oder Ihrer Stadt zu engagieren.