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Immer wieder aufstehen, Krone richten und vorwärtsgehen

Resilienz – das innere Stehaufmännchen
Publiziert: 17.09.2020

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Von Markus Züger

Markus Züger, Unternehmensberater, Coach und Referent, nimmt uns mit auf die spannende Reise in das Land der «Resilienz». 2011 wurde er zum ersten Mal mit diesem Thema konfrontiert, entwickelte es weiter und machte daraufhin mit seiner eigenen Resilienz interessante Erfahrungen. Zu viel Aufregung und Energieverlust führten ihn zu dem Punkt, die Realität so zu sehen, wie sie ist. Das Resultat: Eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität und eine Steigerung der Kraft, Dinge zu bewältigen und Krisen zu überwinden.

Resilienz beschreibt man am einfachsten mit einem Schwamm, der zusammengedrückt wird. Je schneller dieser wieder in seine Ursprungsform kommt, umso grösser ist seine Resilienz. So erlebte ich in den letzten Jahren viele Menschen, bei denen die Resilienz zunahm: Eine Mutter wird zum Beispiel von ihrem Sohn enttäuscht. Je schneller die Mutter diese Enttäuschung überwunden hat und ihrem Sohn gegenüber wieder liebevoll reagieren kann, umso resilienter ist sie. Eine Firma oder eine Kirche erlebt eine massive Krise. Je schneller diese Organisation diese Krise überwunden hat und wieder positiv vorwärtsgehen kann, umso resilienter ist diese Organisation. Wir übersetzen Resilienz mit dem Wort «seelische Widerstandsfähigkeit». Resilienz beantwortet die Frage, wie widerstandsfähig die Seele ist, um mit schwierigen Lebenssituationen gut umgehen zu können. Yvonne B. hatte grosse Probleme: in der Ehe, mit einer herausfordernden Schwiegermutter im Haus und einem schwierigen Chef. Sie hätte viele Gründe gehabt, um sich schlecht zu fühlen, Opfer anderer zu sein und in eine grosse Krise zu schlittern. Aber sie stand immer wieder auf, blieb positiv in ihren Herausforderungen, war vertrauensvoll gegenüber Gott, sah die Realität wie sie war, suchte nach Lösungen und blieb beständig dran. Heute ist sie ganz neu in ihren Mann verliebt und hat gelernt, mit ihrer Schwiegermutter umzugehen. Ihrem schwierigen Chef hat sie vergeben und nimmt ihn, wie er ist. Dieser gewann dadurch ihr Vertrauen und war plötzlich gar nicht mehr so schwierig.

Sarah K. erlebte eine Enttäuschung, weil sie die erhoffte Stelle nicht bekam. Sie machte sich bewusst, dass sie trotzdem wertvoll ist und dass es zur richtigen Zeit sicher klappen wird. Ihr Gottvertrauen half ihr dabei. Dies führte dazu, dass sie entspannter in die nächsten Bewerbungsgespräche gehen konnte. Und tatsächlich fand sie drei Monate später ihre neue Stelle, die ideal zu ihr passt. Die drei Monate hatte sie genutzt, um an ihrer seelischen und körperlichen Fitness zu arbeiten, was ihr beim Stellenantritt zusätzlichen Aufschwung gab.

Daniel M. erhielt im Geschäft eine ungerechtfertigte Kritik. Weil er resilient ist, nahm er diese einfach einmal neutral auf, denn er könnte ja daraus lernen, obwohl die Kritik seiner Ansicht nach unberechtigt war. Er fragte also freundlich und offen zurück, und es stellte sich heraus, dass sein Chef sich getäuscht hatte. Leider entschuldigte dieser sich aber nicht und verliess ohne Worte den Raum. Auch das nahm Daniel M. relativ gelassen, weil er seinen Vorgesetzen kennt und weiss, dass es ihm schwerfällt, sich zu entschuldigen. Im nächsten Meeting begegnete er seinem Chef weiterhin positiv und souverän. Beeindruckt vertraute dieser Daniel M. mehr und mehr und hielt ihm spannende und verantwortungsvolle Projekte zu. Dabei wurde er sogar zur Vertrauensperson seines Vorgesetzten.

Resilienz im Alltag
Die Resilienz beeinflusst alle Lebensbereiche. Im Privaten können wir mit ihr den Alltagssorgen besser begegnen oder Beziehungsprobleme bewältigen. Beim folgenden Beispiel wird dies gut sichtbar: Ein Jugendlicher fühlte sich von seinem oft abwesende Vater missverstanden. Weil dieser Jugendliche resilient ist, stand er auf und sprach den Vater darauf an. Der Vater war sehr dankbar dafür. Er hatte nicht gemerkt, dass sein Sohn sich missverstanden fühlte, entschuldigte sich und die Beziehung zwischen Vater und Sohn konnte wiederhergestellt werden.

Im Berufsumfeld geht es häufig um den Umgang mit Kritik, Herausforderungen, Kündigungen oder Fehlentscheidungen. Eine gut entwickelte Resilienz führt dazu, dass wir solche Probleme zügig und effektiv lösen können und oft sogar positive Veränderungen daraus resultieren.

Ein Mitarbeiter bemerkte, dass sein Arbeitsplatz nicht richtig passte: Er akzeptierte diesen nicht idealen Arbeitsplatz, arbeitete loyal und pflichtbewusst und gewann das Vertrauen seines Vorgesetzten. Im richtigen Moment sprach er ihn darauf an und erhielt umgehend einen besser auf seine Bedürfnisse zugeschnittenen Arbeitsplatz. Die Chance auf diese positive Veränderung des Arbeitsumfeldes wurde dank Resilienz um ein Mehrfaches grösser.

Wofür brauchen wir Resilienz?
Wir brauchen diese Resilienz den ganzen Tag. Es beginnt bereits am Morgen auf der Fahrt zur Arbeit: Ein Stau stoppt, ärgert und regt uns auf. Der Wirklichkeitssinn hilft uns, dass wir uns nicht aufregen und sagen können: «Tja, Staus gehören halt zu unserer Zeit.» Der Optimismus lässt unsere Gedanken schnell wieder positiv werden. Wir nutzen die Zeit im Stau und planen den Tag etwas ausführlicher. Im Geschäft nutzen wir die Planung während des Staus und setzen verantwortungsvoll die richtigen Prioritäten. Am Nachmittag überwinden wir ein negatives Erlebnis anhand eines guten Gesprächs mit einem Kollegen, und die Müdigkeit nach der Arbeit überwinden wir mit einer kleinen Joggingrunde. Statt in der Opferrolle zu
verharren, übernehmen wir Verantwortung für unseren Körper. Frisch geduscht und gestärkt laufen auch die Gespräche mit unserem Partner oder unserer Partnerin besser, und wir verbringen einen entspannten Abend.

Den Tag gut beginnen …
Was sind unsere ersten Gedanken nach dem Aufstehen? Person 1 erwacht mit dem Gedanken: «Schön, ein neuer Tag beginnt, und wieder habe ich die Gelegenheit, an Gutem mitzuwirken und Dinge einzubringen, zum Beispiel an der Besprechung am Nachmittag.» Diese Person ist zuversichtlich, hat Ziele, übernimmt Verantwortung und macht sich Gedanken über die Zukunft dieses Tages.

Bei Person 2 sieht das Aufwachen so aus: «Oje, bin ich müde! Und gestern wurde ich einfach nicht recht verstanden. Warum geschieht das nur immer mir?» Nur diese zwei bis drei Gedanken können die Resilienz schon massiv schmälern: Der Optimismus ist schon am Boden, bevor der Tag richtig begonnen hat, die Wirklichkeit wird auch nicht so akzeptiert, wie sie ist: Es ist nämlich normal, dass man nicht immer verstanden wird. Diese Person ist in der Opferrolle. Sie geht nicht offen auf Menschen zu, weil sie aus den Verletzungen vom Vortag falsche Schlussfolgerungen zieht und sich noch mehr zurückzieht. Das wiederum führt zu weiteren Missverständnissen und einer weiteren Schwächung der Resilienz.

Sie können sich leicht vorstellen, wie diese zwei Tage weitergehen. Person 1 bleibt aktiv, überwindet erste Enttäuschungen am Nachmittag in der Sitzung mit aktivem Nachfragen und wird danach verstanden. Ihr Vorschlag wird geschätzt und später umgesetzt. Dies stärkt die Resilienz weiter, so dass sie aufgestellt nach Hause kommt und am Abend noch Energie und Freude hat, mit ihrer Mutter zu telefonieren. Mögliche negative Überraschungen überwindet sie mit ihrem Wirklichkeitssinn und findet danach Zeit, dies in ihrem Tagebuch zu verarbeiten. Sie schläft wieder gut und wacht am nächsten Tag mit Energie und Freude auf.

Person 2, die ihre bereits geschwächte Resilienz zusätzlich strapaziert hat, wird pessimistischer und zieht sich noch mehr zurück. Dadurch fühlt sie sich bestätigt, dass alle gegen sie sind und fällt in eine Opferrolle. Die Schuld liegt ihrer Meinung nach bei den anderen. Das alles schwächt ihre eigenen Kräfte. Müde und frustriert begegnet sie an diesem Abend ihrem Freund, der auch einen schwierigen Tag hinter sich hat. Sie können sich vorstellen, wie dieser Abend verläuft!

Resilienz als Gegenmittel zu Corona
Resilienz wird in der heutigen Zeit immer wichtiger. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in der Zeit von 1945 bis ca. 1990, war die Wirtschaftslage stabil und wuchs stetig. Von da an wurden wir zunehmend mit Krisen, Herausforderungen und Rückschlägen, sowohl in der Wirtschaft wie auch im Privaten, konfrontiert.

Mit der Corona-Krise steuern wir diesbezüglich auf einen Höhepunkt zu. Je anpassungsfähiger und flexibler wir sind, umso besser können wir mit diesen Krisen und Rückschlägen umgehen. Corona bedeutet «Krone». Wenn unsere «Krone» die Gesundheit ist, im Sinne von «bloss nicht krank werden!», werden wir von Ängsten geleitet. Angst ist einer der Hauptgründe, warum sich die Menschen in dieser Zeit von Corona so massiv beeinflussen lassen. Ihre «Krone» ist nicht bei Gott, sondern in ihrem eigenen Leben. Wer aber resilient ist, nutzt seinen Optimismus und vielleicht auch seinen Glauben und sieht die Realität so, wie sie Gott sieht. Er denkt in Lösungen und wird nicht von der Angst gesteuert. Er wird nicht zum Opfer der weltweiten Corona- Krise, sondern übernimmt Verantwortung und prägt sein Leben aktiv. Resilienz ist eines der besten Corona-Gegenmittel!

Gesunder Glaube
Wer weiss, dass Gott es gut mit ihm meint, ist resilienter. Wer aber scham- oder schuldorientiert lebt und sich an Regeln und Strukturen ausrichtet, die scheinbar Sicherheit geben, bleibt wenig resilient. Wenn wir tief im Herzen wissen und glauben, dass der Sohn Gottes für all unser Versagen, unsere Schuld und Verfehlungen ans Kreuz gegangen ist, dann sind wir wirklich frei. Versöhnt und mit der Kraft des Heiligen Geistes wird unsere Resilienz zunehmen und stark wachsen.

 

Resilienz besteht aus verschiedenen Einflussfaktoren, die aufeinander aufbauen

  • Optimismus und Zuversicht
    Dinge und Menschen optimistisch sehen und beurteilen und Herausforderungen zuversichtlich angehen.
  • Realitätsbezug und Wirklichkeitssinn
    Das Leben so sehen, wie es wirklich ist und die Realität so annehmen, wie sie sich zeigt.
  • Lösungsorientierung und Ziele
    Bei Problemen optimistisch und doch mit Realitätsbezug vorgehen. Möglichst schnell und konstruktiv Lösungen finden und Ziele entwickeln, die vorwärtsgerichtet sind.
  • Die Opferrolle verlassen
    Wer sich als Opfer sieht, ist passiv und leidend. Wer die Opferrolle verlässt, wird aktiv und wendet Dinge zum Guten.
  • Verantwortung übernehmen
    Das Leben aktiv gestalten, eingreifen und Verantwortung übernehmen, wo man Verantwortung zu tragen hat.
  • Netzwerke und Partnerschaften nutzen
    Aktiv gute Netzwerke und Partnerschaften aufbauen und so Unterstützung erfragen und erhalten.
  • Die Zukunft aktiv gestalten
    Sich ab und zu auf positive Art Gedanken über die Zukunft machen und sich auf mögliche Szenarien vorbereiten.

 

Zur Person
Markus Züger ist Autor, Unternehmensberater, Coach, Referent und Leiter der zwei Leadership-Schulen c-leaders.ch und der School for Leadership zueger-beratung.ch. Die Jahresschule c-leaders.ch lehrt neben relevanten Management-Themen auch intensiv zum Thema Resilienz.Das von Markus Züger geschriebene Buch «Du packst das!» zum Thema «Resilienz – wie du das Stehaufmännchen in dir wecken kannst» ist erhältlich über den Fontis Verlag.

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