Veronika Jaggi ist Seelsorgerin und Beraterin für Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Sie weiss, dass ein geplatzter Traum sehr schmerzhaft sein kann und uns den Boden unter den Füssen wegzieht. «In einer solchen Situation ist es wichtig, das entstandene Loch nicht gleich mit etwas anderem zu füllen, sondern hinzuschauen.»
Ebenso, wie man um einen verstorbenen Menschen trauert, sollen wir auch um einen geplatzten Lebenstraum trauen. Wir sollen uns Zeit lassen und den Schmerz aushalten. Denn wir verabschieden uns ja von einer bestimmten Art von Zukunft.
Es gibt auch Fälle, wo sich jemand zwar einen Lebenstraum erfüllen könnte. Doch der Lebenspartner, die Lebenspartnerin teilt ihn nicht. Das sei herausfordernd, so Jaggi. «Vielleicht muss man einen Teil loslassen, vielleicht gibt es einen Kompromiss.»
Extrovertierten Menschen mag es einfacher fallen, mit einem anderen Menschen über den Verlust eines Lebenstraums zu sprechen. Doch Jaggi erklärt: «Introvertierte Menschen haben eine gute Begabung, in sich selbst hineinzuhören und Dinge mit selbst und mit Gott auszumachen.» Oft brauchen auch sie ein Gespräch, jedoch nicht am Anfang des Prozesses. Sie suchen sich bewusst jemanden aus, mit dem sie ihr Inneres teilen können. Zudem können sich introvertierte Menschen oft gut neu orientieren, weil sie sich selbst kennen und viel und tief nachdenken.
Grundsätzlich gilt: Wir können auch dann glücklich werden, wenn ein Lebenstraum geplatzt ist. Wichtig sei einfach, einen Trauerprozess durchlaufen zu haben, sagt Jaggi. Und vielleicht erkennen wir im Nachhinein, dass dieser Lebenstraum auch seine Schattenseiten gehabt hätte.
Jaggi ist überzeugt, dass Gott oft ein Wunder tut: Wir erleben Heilung und erhalten etwas zurück, das wir verloren haben. Doch nicht nur Heilung geschieht, sondern auch Wiederherstellung.