Wir leben heutzutage in einer stressigen Umwelt, sagt Psychotherapeutin Julia Wegmann. «Wir sind immer irgendwo unterwegs. Wir haben verlernt, in Ruhe zu essen und vor allem achtsam zu essen. Wir machen vieles unterwegs, wir wollen effizient sein. Es gibt einen starken Leistungsdruck, viele Ablenkungsfaktoren. Wir müssen immer erreichbar sein.»
Achtsamkeit sei etwas, das unsere Grosseltern oder Urgrosseltern noch gar nicht gekannt hätten. Denn oft war ihr Fokus ja gar nicht abgelenkt. In den Zeiten vor Smartphone, Fernseher und Computer gab es keine digitalen Versuchungen, bis in die Nacht hinein mit einem Bildschirm beschäftigt zu sein.
Der gestiegene Medienkonsum führt zu einem gestiegenen Bedürfnis nach Achtsamkeit. «Wir sind in einer Zeit, wo uns immer bewusster wird: Es ist wichtig ist, dass wir innehalten, dass es Momente gibt, wo wir nicht ständig von irgendwelchen Reizen umgeben sind und reagieren müssen», sagt Wegmann.
Erste Schritte zu mehr Achtsamkeit
Ein erster Schritt kann deshalb sein, dass wir in unserer Agenda einen Termin für Achtsamkeitsübungen festlegen. «Das ist gerade heutzutage sehr wichtig, weil immer so viel läuft. Und wenn wir mal Zeit haben, dann machen wir oft noch einen Termin in unseren Kalender rein. Wir haben immer weniger Momente, wo mal nichts passiert.»
Wir können üben und lernen, die Dinge um uns herum bewusst wahrzunehmen. Von jüngeren Kindern können wir viel lernen, was «neugieriges Staunen» während eines Spaziergangs bedeutet. «Wenn irgendwo Bäume sind, schaue ich: Wie viele Grüntöne sehe ich überhaupt? Welche Tiere höre ich? Welche Tiere sehe ich, wenn ich unterwegs bin?»
Wir sollen während des Spaziergangs nicht darüber nachdenken, was wir nachher noch alles erledigen wollen. Sondern wir lassen uns ganz bewusst darauf ein, was uns die Natur bietet. Wenn wir mit dem Zug oder dem Bus unterwegs sind, nehmen wir bewusst wahr, was wir draussen vor dem Fenster sehen.