Von Christine Kalt
Ein Herzensanliegen – ein Projekt – eine neue Perspektive: Diese Dinge kann Eva Messmer in ihrer Arbeit vereinen. Mit dem Verein «Blossom», den sie 2016 gegründet hat, ermöglicht sie Frauen eine Chance auf Neuorientierung nach der Prostitution.
Eva Messmer erlebt eine behütete Kindheit. Sie wächst in einem christlichen Elternhaus auf und entscheidet sich mit zwölf Jahren für Jesus. Schon früh hat sie ein soziales Herz und als Kind interessiert sie sich am meisten für die Problemschüler und Aussenseiter. Als sie mit 18 Jahren im Rahmen einer Jüngerschaftsschule in den USA ist, geht sie zum ersten Mal zu Obdachlosen, kriminellen Banden und Drogenabhängigen. Durch die Begegnungen, die sie in dieser Zeit macht, wächst ihr Engagement und ihr Wunsch, sich für andere einsetzen und helfen zu können. Dazu kommt es aber erst einige Jahre später. Denn sie heiratet und bekommt in den Nullerjahren vier Kinder, wodurch ihr Traum für einige Jahre an zweiter Stelle steht. Als jedoch alle Kinder in der Schule oder im Kindergarten sind, greift sie ihr Herzensanliegen wieder auf.
Raus aus dem Lügengewebe
Für Eva ist in diesem Moment klar: Sie will sich für Prostituierte einsetzen. Und da sie die Bordelle im Thurgau kennt, entscheidet sie sich dafür, dort einen Besuchsdienst aufzubauen. Im Dezember 2015 startet sie mit einer Bekannten zusammen die ersten Bordellbesuche. Ein paar Monate später gründet sie im Jahr 2016 den Verein «Blossom Thurgau». Ein Verein, der den Frauen in der Prostitution in christlicher Nächstenliebe begegnet. Durch Besuche und kleine Geschenke bringen sie Freude und Abwechslung in den Alltag der Frauen. Im Thurgau sind die Frauen in der Prostitution mehrheitlich Osteuropäerinnen, die durch die Prostitution Geld für sich und ihre Familien verdienen. Oft wissen ihre Familien nicht, wie sie in der Schweiz zu ihrem Geld kommen. Deshalb werden die Frauen häufig von ihren Familien erneut in die Schweiz geschickt, was dazu führt, dass sie sich immer mehr in einem komplizierten Lügengeflecht verstricken. Ihnen eine neue Option und Unterstützung für einen Neuanfang zu bieten: Dafür schlägt das Herz von Eva Messmer.
Dienen, nicht missionieren
«Dienst an Menschen ist meine Mission. Und nicht das Missionieren», erzählt Messmer. Sie ist sich sicher: Wenn Jesus heute an einem Bordell vorbeikommen würde, würde er zu den Frauen gehen, ihnen zuhören, Wärme verteilen und sie ermutigen. Eva Messmer will es ihm gleichtun. Sie will den Frauen ohne Wertung begegnen und ihnen in ihrer schwieriger Situation Wärme schenken. Wenn die Frauen es jedoch wünschen, über den Glauben zu sprechen, bieten sie in einem seelsorgerlichen Dienst Gebet an und geben so den Glauben weiter. Und Gott wirkt! Oftmals spüren sie, wenn sie Häuser betreten, dass Gott da ist oder schon da war. Das gibt Eva Kraft und Gewissheit, dass Gott mit ihr in diesen Häusern, mit diesen Frauen und mitten in diesen schwierigen Situationen dabei ist.