Statistiken des Bundes zeigen, dass mindestens ein Viertel der Schweizer Bevölkerung ein Problem mit der mentalen Gesundheit hat.
Leider holen sich manche Menschen trotz ihrem Leiden keine Hilfe, weiss Lisa Bachofen. Sie ist Präsidentin von VASK Bern, der «Vereinigung Angehöriger psychisch Kranker». «Psychische Probleme werden versteckt.» Sie vermutet, dass die Corona-Pandemie und die neuen Medien dabei eine Rolle spielen.
«Die Menschen vereinsamen, haben weniger Ressourcen im Zusammenhang mit Resilienz zur Verfügung.» Bachofen spricht Unterschiede bei den Generationen an: «Die ganz jungen Menschen haben nicht die gleichen Erfahrungen und Bedingungen gehabt wie die ältere Generation, welche manchmal verzichten musste.» Die Verfügbarkeit von Medien verändere das Bewusstsein und eine Anspruchshaltung für sofortige Lösungen.
Zudem wachsen junge Menschen unter Umständen mit einem Elternteil auf, der selbst psychisch krank ist. «Es kommt ziemlich häufig vor und geht durch alle Generationen hindurch. Oftmals sind ganze Familien betroffen, mehrere Personen in der gleichen Familie sind krank.» Wie fest vererbt oder eben nicht eine solche Konstellation ist, ist Gegenstand von Diskussionen.
Auf jeden Fall haben junge Menschen schwierigere Startbedingungen, wenn ein Elternteil innerlich abwesend und mit sich beschäftigt ist, was bei psychischen Erkrankungen häufig der Fall ist. Ein solcher Elternteil hat grosse Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Unter Umständen wachsen sie auf und wissen sie gar nicht, dass ihre Eltern krank sind.
Lisa Bachofen wünscht sich hinsichtlich der mentalen Gesundheit eine Verbesserung unserer Gesellschaft und des Gesundheitswesens. «Wir träumen davon, dass es niederschwellige Beratungsstellen in jeder Stadt und jedem Kanton gibt, wo Angehörige hingehen und ihre Fragen loswerden können.»
Auch Telefondienste und Chat-Möglichkeiten seien nötig, sagt Bachofen. Wünschenswert ist zudem eine 24-Stunden-Hotline, wo die Angehörigen gerade auch in Krisensituationen anrufen können. Und last but not least: Für Angehörige von Betroffenen brauche es gesellschaftliche Akzeptanz und Unterstützung von seitens des Arbeitgebers, fordert Bachofen.