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Blick in die unendliche Weite des Sternenhimmels | (c) Jeremy Thomas/Unsplash
Blick in die unendliche Weite des Sternenhimmels | (c) Jeremy Thomas/Unsplash

Reden mit dem Grössten

Der kleine Jesus wird der grosse Retter
Publiziert: 15.11.2019

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Von Verena Birchler

Weihnachten, Kerzen, der Duft von Mandarinen und überall die Dauerbeschallung mit Weihnachtsliedern: Kaum ist der 26. Dezember vorbei, bereiten sich viele auf die lange Nacht des Jahreswechsels vor. Und mittendrin dieses kleine Kind,das zum Begründer der Christenheit wurde. Mit allen schönen und schmerzhaften Geschichten – einem Leben, das der Menschheit Erlösung und Beziehung mit ihm ermöglicht. Christ ist geboren.

Beziehung pflegt sich am leichtesten durch Reden. Und dieses grossartige Geschenk hat uns Jesus gemacht. Wir dürfen reden. Mit ihm. Diesem grossartigen Gott, der Mensch geworden ist. Im Fachjargon heisst das beten. Jesus hat uns viel mitgegeben über die Art und Weise, wie wir mit ihm reden können. Peter Henning hat sich Gedanken dazu gemacht und ist überzeugt, dass wir Christen in unserer Gebetskultur gar nicht so evangelisch sind, wie wir glauben zu sein. Wir wollten von ihm wissen, was er damit meint.

Haben Sie ein Problem mit dem Gebet?
Nicht mit dem Gebet als solchem. Denn es gehört ja zu unserer evangelischen Frömmigkeit. Trotzdem begegnen mir immer viele Fragen. Warum und wozu beten wir eigentlich? Was tun wir, wenn wir zu Gott beten?
Sind das Zweifel, die wir an Gott haben?
Spätestens dann, wenn wir darunter leiden, dass Gott unsere Gebete und Bitten nicht erhört hat, lassen sich diese Fragen nicht einfach abschütteln. Ja, das sind Zweifel. Wir fragen uns: Wie viele Gebete braucht Gott, bis er diese erhören kann? Beten wir vielleicht nicht richtig gläubig genug oder gar zu wenig? Vielleicht denken wir zu wenig über Gottes grosse Möglichkeiten nach?
Hängt das damit zusammen, dass wir glauben, je mehr wir tun, umso mehr erhört uns Gott?
Wir betrachten Beten zu sehr als fromme Pflicht statt als befreiendes Privileg. Wenn wir den Gebeten zuhören, erkennen wir das Gottesbild hinter diesen Menschen. Meine Gebetskultur offenbart, welcher «GOTT» in meinem Herzen wohnt. Viele beten so, als ob sie Gott erst aufwecken und erinnern müssten. Sie halten Gott dann lange Vorträge, was er tun und wie er denken sollte! Peinlich, wenn wir Gott wie ein vergessliches, ungerechtes Wesen behandeln. Wir glauben, dass wir mit Beten Gott dazu bringen können, dass er reagiert. Das ist ein heidnisch-religiöses, quantitatives und magisches Denken.
Also ist viel Beten falsch?
Reden mit Gott ist nie falsch. Aber wir sollten so beten, wie Jesus uns angewiesen hat. Jesus erteilt dem heidnischen «Automaten-Gott» eine klare Absage: «Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden. Sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Euer Vater weiss, was ihr braucht, bevor ihr ihn bittet. Darum sollt ihr also beten: Unser Vater im Himmel …» Wenn Gott als unser Vater ja schon alles weiss, sollte ich dann nicht endlich mal überlegen, wie ich beten soll und kann!?
Was ist denn ein richtiges Gebet?
Beten ist in erster Linie gemeinschaftliches Leben mit Gott. Gebet ist kein «Opfer», kein «Muss» und keine «fromme Leistung», die ich Gott schulde oder bringen muss, damit er mich hört, sieht und begleitet. Gott erwartet keine langen Reden, fromme Formeln und schon gar nicht langatmige Vorträge darüber, was ich glaube, meine oder theologisch denke. Auf Gott mit einer bestimmten Frömmigkeitsmenge einwirken zu wollen, entspricht einem magisch-heidnischen Denken. Jesus lehnt quantifizierende Frömmigkeit rigoros als unchristlich ab. Die Kirche Jesu Christi, die Dreifaltigkeit Gottes und die himmlische Welt bilden schon jetzt eine «Wohngemeinschaft». Beten ist Beziehungspflege in dieser trinitarischen Gemeinschaft.
Das sind jetzt aber ordentlich theologische Worte, geht das auch einfacher?
Gerne! Gottes Wort sagt mir, dass ich ja schon längst bei Gott «in seinen Falten» wohne. Dort darf ich tief geborgen sein als «ein Kind Gottes». Im stillen Gebet erinnert mich der Heilige Geist daran, was Jesus gelehrt hat. Im stillen Gebet bespreche ich alles mit Gott, dem Vater, Sohn und Geist, was mich bewegt und mir auf dem Herzen liegt. Natürlich dürfen es auch «längere Gespräche» sein. Aber nicht, weil Gott viel Beten braucht, sondern weil ich die Aussprache brauche!
Beten als Dialog – kommt Gott auch zum Reden?
Wenn wir zur Ruhe kommen unbedingt. Betend lausche ich, was Gott weiss, denkt und vorhat, wie es Jesus in Bezug auf Psalm 139 betont: Der Vater weiss sehr wohl, wer ich bin und was ich brauche, längst bevor ich darum bitte. Welch eine Entlastung! Das höchste Ziel meines Betens ist, dass «GOTT mich ins Gebet nimmt», mich also in die trinitarische Gebetsgemeinschaft im Himmel hineinnimmt. Mein Gebetsdialog ist persönlichster Ausdruck meiner Glaubens- und Liebesbeziehung zum dreifaltigen Gott. Deshalb würden Gebetsmethoden und Gebetstechniken dieses «Geheimnis des Glaubens und der Liebe» zerstören. Betend will ich erfahren, was der Vater schon weiss und was das konkret für mich bedeutet. Die Ewigkeit berührt im Gebet meine Zeit.
Gibt es nicht doch einen Leitfaden, wie wir beten sollen?
Ein wunderbarer Gebetsleitfaden ist das «Unser Vater», Jesu Gegenprogramm zum religiösen Gebet, das Gott per Magie und Methode für sich gewinnen will. Mein Beten bleibt geistlich gesund, wenn es im traditionellen Viertakt bleibt: Lectio – Wortlesung; Meditatio – Wortbesinnung; Oratio – Wortbewegung in mein Leben und Denken hinein; Contemplatio – umfassende Wortbetrachtung.
Und doch betonen Jesus und die Apostel öfters, dass wir im Gebet nicht nachlassen sollen: «Betet ohne Unterlass!» Ist das nicht ein Widerspruch? Also doch Leistung? Gebetsleistung?
Unser Beten ist und bleibt gefährdet: Mehr noch als der Alltag mit seinen Aufgaben und Herausforderungen will uns ein riesiges Unterhaltungsangebot gefangennehmen. Unsere Freizeit wird so heftig umworben wie nie zuvor, es gibt Tag und Nacht immer etwas Interessantes zu erleben, zu geniessen und zu konsumieren – nicht nur auswärts, sondern dank der Medien auch daheim! Und das sogar auch in unseren Kirchen und Gemeindeverbänden. Die christlich-fromme Eventszene ist riesig, jede Woche ist irgendwo etwas los. Und wir können uns inzwischen weltweit aussuchen, bei welchem Event wir in Echtzeit dabei sein wollen. «Brot und Spiele» global und regional – ein unerschöpfliches Angebot mit hohem Unterhaltungswert. Wer da nicht aufpasst, hat fürs Beten kaum noch Zeit. Denn das Ablenkungspotenzial ist gewaltig! Das war schon immer so!
Also geht es darum, konzentriert zu sein. Fokus statt Geschwätz?
Vor 500 Jahren hat das Martin Luther einmal recht anschaulich erzählt: «Da lag doch einmal mein Hund unten am Tischbein, starrte mit seinen Augen unverwandt hinauf zu mir und wartete geduldig, dass sein Herrchen ihm einen Bissen zuwerfe. Als ich so in die treuherzigen Augen meines Hündchens blickte, musste ich seufzen: ‹Ach, dass ich doch so beten könnte, wie mein Hund aufs Fleisch schaut. Seine Gedanken sind allesamt auf das Stück Fleisch gerichtet, sonst denkt, wünscht und hofft er nichts.›»
Wieso legte Paulus so viel Wert auf das anhaltende Gebet?
In der Gegend der reichen Städte Kolossä und Laodizea tummelten sich damals orientalisch-esoterische Bewegungen. Es herrschte ein attraktives religiöses Angebot für alle und jeden. Der multireligiöse Wettbewerb war Teil der Lebenskultur. Da wurde ein unterhaltsames und spannendes Programm geboten. Spirituell und kulturell war da immer etwas los! Die noch «jungen» Christen kamen deshalb von manchen religiösen Gewohnheiten und Traditionen her. So kam es in der Gemeinde zu Konflikten und Streitereien. Diesem Problem wollte Paulus mit seinem Brief begegnen. Denn messerscharf erkannte er die Gefahr, die uns bis heute mal mehr, mal weniger begleitet: Dass sich christlicher Glaube wieder mit religiösen Leistungen, ideologischen Utopien, spirituellen Selbsterlösungsprogrammen und frommer Show vermischt. Deshalb ruft Paulus zum «anhaltenden Gebet» auf! Damit meint er keinen Rückzug aus der Welt, um nur noch Tag und Nacht die Hände zu falten. Es geht ihm auch nicht um die Länge von Gebetszeiten oder um eine messbare Gebetsleistung. Beten ist mehr als ein stundenlanges «viele Worte machen». Es ist keine Leistung, die ich Gott erbringen muss, damit er reagiert. Noch einmal: Wer so denkt, denkt heidnischreligiös, quantitativ und magisch.
«Andauernd» bezieht sich also mehr auf die tiefe Gemeinschaft als auf Gebetsmethoden, die regelmässig «modernisiert» werden?
«Andauernd ohne Unterlass zu beten» beschreibt die Grundhaltung eines wachen Christen: Er bespricht mit Gott, was ihn beschäftigt, umtreibt, herausfordert. Christen wissen, dass sie in unserer so kompliziert gewordenen und sich rasant verändernden Welt darauf angewiesen sind, mit Gott dauernd im Gespräch zu sein. Eben nicht nur in der sogenannten «Stillen Zeit», sondern mitten im prallen Leben in Küche, Kinderzimmer, Büro, Sitzungen, Werkhallen, Nachbarschaft, Freizeit und Hobby, Abstimmungen und Finanzplanung. Und auch mitten in den schönen und frohen sowie schweren und dunklen Stunden des Lebens.
Gibt uns das Gebet einen realistischen Blick auf die Bewegungen unserer Zeit?
Ich denke schon. Gerade weil wir – ähnlich wie die Christen damals in Kolossä – inzwischen auch in der Schweiz in einer multireligiösen Kultur mit schillernden Angeboten zur Lebensbewältigung leben, und gerade weil wir auch in Europa gesellschaftspolitisch grundlegende und ziemlich herausfordernde Veränderungen erleben, stehen die Fragen nach Wert, Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit all unserer Aktivitäten auf der Tagesordnung zuoberst. Unruhe, Empörung und Proteste nehmen zu, weil die Ängste und Sorgen berechtigterweise zunehmen. Beständiges Beten im Namen Jesu lässt uns also wach bleiben für Gottes Wahrheit und Willen. Und es fördert die kritische Reflektion dessen, was der Menschheit und der Schöpfung schadet.
Beten im Namen Jesus
• drückt aus, wem ich endgültig gehöre und abgrundtief vertraue
• heisst, mit Gott den Glauben, die Liebe und die Hoffnung zu pflegen
• distanziert mich von den Ansprüchen «moderner Götzen»
• schützt uns vor fatalen Irrwegen des Geistes und der Seele
• bewahrt uns vor den Verführungen nutzloser Ablenkung, sinnloser Unterhaltung und vor masslosem Konsum
• hilft, die Geister politischer, ideologischer, religiöser und esoterischer Verführung zu durchschauen
• bespricht mit dem dreifaltigen Gott alles, was aktuell gerade dran ist
• umfasst Schweigen, Denken, Hören, Klagen, Bitten, Stille vor Gott
• öffnet mein Tun und Lassen sowie mein Denken und Entscheiden für die göttlichen Kräfte des Heiligen Geistes
• hält uns mitten im Trubel unserer Zeit fest im Frieden Gottes, der höher ist als unser Denken, unsere Erfahrung und unser Empfinden

 

Zur PersonPeter Henning war Rektor und Dozent am Theologisch-Diakonischen Seminar TDS in Aarau. Als Experte für Kirchengeschichte und Dogmatik hinterfragt er gerne traditionelles Denken. Auf ERF Medien-Reisen gehört er zu den beliebten Referenten, zum Beispiel 2020 auf der Reise in die Ostsee und nach Teneriffa.
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