Wann darf man bei Gott klagen? Der Theologe und Dozent Thomas Härry sagt: Immer, wenn es uns danach zumute ist. Er weist zwar darauf hin, dass in der Bibel vor allem dann geklagt wird, wenn tiefgreifende Ereignisse geschehen und die Menschen fast daran zerbrechen. Trotzdem ist Gott unser Gegenüber und meint es gut mit uns. Wir können ihm also alles sagen und auch die kleinen Dinge beklagen. Im Buch der Psalmen gibt es übrigens mehr Klage- als Lobpsalmen.
Klagen beinhaltet aus Sicht von Härry zwei Aspekte. Zum einen sollen wir Schwieriges und Belastendes nicht in uns hineinfressen. Wenn wir es aussprechen, hat es eine reinigende Wirkung. Zum anderen ist es ein Ausdruck der Gottesbeziehung, denn auch wenn wir Negatives aussprechen, wenden wir uns an ihn. Härry selbst erlebt es als unglaublich befreiend, zu Gott ehrlich sein zu dürfen.