Es war keine Liebe auf den ersten oder sogar zweiten Blick: Nein, ich brauchte Jahrzehnte, um den Gott der Liebe zu erfahren. Meine festgefahrene Meinung, meine Vorstellungen über Gott verunmöglichten mir, ans Vaterherz von Gott zu gelangen. Heute bin ich überzeugt: Gott ist Liebe, wie es in 1. Johannes 4,16 steht.
Mit 16 Jahren hatte ich meine erste Begegnung mit diesem Gott. Dem Gott der Liebe? Ich empfand es anders. Mir wurde plötzlich bewusst: Gibt es Gott, dann gibt es auch die Hölle. Angst statt Freude. Bis dahin war mein Leben bestimmt von Selbstsucht, Lügen, Bemühungen um Anerkennung, nichts, was Gott ehrt. Ich suchte deshalb Gott im Gebet und bat ihn um Vergebung für meinen Egoismus. Es gab zweierlei Gefühle in mir: Die Gewissheit, von Gott angenommen zu sein und das Gefühl, ihn zu enttäuschen.
Für mich war Gott mit Strenge, Ordnung und Strafe verbunden. Wenn ich etwas mache, das ihm nicht gefällt, schickt er mich womöglich in die Mission. Ich war also noch weit weg von einem Gott der Liebe. Weshalb? Zwar hatte ich die Kraft der Vergebung seines Sohnes Jesus Christus erfahren, auch die Kraft seines Heiligen Geistes. Doch der Vater – Gott-Vater – war für mich noch suspekt. Erst später merkte ich, dass es vor allem ein Bild aus dem Alten Testament war, das mich prägte:
Gott verbannte Adam und Eva aus dem Garten Eden, weil sie von der verbotenen Frucht gegessen hatten. Das bedeutete Strafe und Ausgrenzung! Dieses bei mir negative Image von Gott war nachhaltig. Lange Zeit hatte ich somit eher eine Jesus-Beziehung und liebte es, punktuell den Heiligen Geist zu erleben. Bis an einer Konferenz dieser Gott-Vater erneut in mein Leben sprach. Er berief mich und wollte, dass ich zu hundert Prozent meine Begabung und Erfahrung für seine Projekte einsetze. Ich bekam Panik! Ich wollte nicht! Ich distanzierte mich für einige Monate vom Glauben – auch von Jesus und dem Wirken des Heiligen Geistes.
Ich zog mich zurück in meine selbsterrichteten Gedanken-Mauern. Ich konsumierte «Mist», der mir schadete, und isolierte mich immer mehr. Eine solche Isolation bringt niemanden weiter, keiner gewinnt dabei. (2. Könige 7). Als der Druck immer grösser wurde, kapitulierte ich: «Okay, Gott, wenn du mein Wirkungsfeld in der Mission siehst, versuche ich es. Alles ist besser als das hier.» Und da erlebte ich dieses Vaterherz Gottes, das sich freut, weil ich zu ihm zurückkomme. Der mich umarmt, obwohl ich vor Mist stinke. Das erste Mal bröckelt mein Bild vom Vater, der bestraft und mich bedrängen will. Dazu kommt die Aussage, die ich gross in mein geistliches Tagebuch schreibe: «Ich will nur das Beste für dich, ich will, dass du bei mir bist – ich kann dir alles geben, was du brauchst – das ist nicht vom Ort oder von den Umständen abhängig.»
Gott hat Adam und Eva nicht aus dem Paradies verstossen, weil sie gesündigt haben, sondern weil er sie schützen wollte, dass sie nicht auch noch vom Baum des Lebens essen und dann ewig in der Sünde gefangen wären. Diese Einsicht kam, als ich meine Kinder strafen musste, weil sie bewusst etwas Böses getan hatten. Das hat mich beschäftigt: Bin ich böse, weil ich strafe? Nein, kam ich zum Schluss: Ich liebe meine Kinder über alles. Aber weil ich sie liebe, will ich sie beschützen. Ich will ihnen den richtigen Weg zeigen. Und ich hoffe, dass sie sich von mir geliebt wissen – auch wenn sie mal die Konsequenzen einer Strafe zu spüren bekommen. Wie viel mehr ist das bei Gott der Fall, der nicht nur Gutes TUT, sondern gut IST.
Gott ist Liebe … Wenn wir wagen, unsere vorgefasste Meinung und unsere Isolation zu verlassen, werden wir erleben, dass der Feind, die Bedrohung und die Angst besiegt werden können. Es wartet ein gelingendes Leben im Überfluss auf uns, weil Gott die Liebe in Person ist und er seine Liebe in und durch unser Leben fliessen lässt.