Von Martin Bühlmann
Gottes Stimme hören. Dieses Thema bringt bei vielen Christen das Blut zum Wallen. Die Geschehnisse um die Pandemie, die Wahlen in den USA und die Person von Donald Trump haben eine breitgefächerte Diskussion um das Thema «Prophetie» und Hören von Gottes Stimme ausgelöst. Man fragt sich, welche dieser prophetischen Aussagen nun richtig und wahr sind und welche nicht.
Wie spricht Gott? Wann und durch wen?
Gott hat immer schon zu seinem Volk gesprochen. Das tat er in der Vergangenheit, er tut es heute und wird es auch in Zukunft tun. Die Herausforderung liegt darin, seine Stimme zu hören oder richtig zu interpretieren. Der Schwerpunkt der Prophetien im Alten Testament liegt im Aufdecken von Fehlverhalten, im Trost seines Volkes und in der Vorhersage von zukünftigen Geschehnissen. Im Neuen Testament spricht Gott durch das Wort und grundsätzlich durch sein Volk, die Gemeinde Jesu. Der Schwerpunkt liegt im Trost, in der Ermahnung und Ermutigung der Menschen (1. Kor. 14). Die Wirkungen des Heiligen Geistes (1. Kor. 12) können durch alle Gläubigen geschehen (1. Kor. 12). Demnach können auch alle Gottes Stimme hören. Bei diesem Hören kann es sowohl ein «Hervorsagen» (ein Wort der Erkenntnis) sein als auch ein «Voraussagen» (ein Wort für die Zukunft).
Wie gehen wir mit diesem Reden Gottes um?
Wir müssen zuerst anerkennen, dass der Mensch Gottes Reden auf verschiedenen Ebenen wahrnehmen kann. Wir können dieses Reden «geistlich», «emotional» oder «physisch» wahrnehmen. Die Wahrnehmungen sind also meistens nicht «rein», sondern durchmischt. Deshalb ist es zutiefst unweise zu sagen: «Gott hat mir gesagt …!» Es ist ehrlicher zu sagen: «Ich empfinde, dass Gott gesagt hat ...» oder «Ich habe den Eindruck, dass …» Neutestamentlich soll alles Reden, das wir von Gott herkommend weitergeben, von der ganzen Gemeinde geprüft werden. Wenn es nicht mit unseren Emotionen und Erfahrungen durchmischt sein könnte, müsste es nicht geprüft werden.
Wie kann ich je sicher sein, dass Gott zu mir geredet hat?
Wenn ich glaube, dass Gott mir etwas gesagt hat, prüfe ich das für mich persönlich an fünf verschiedenen Punkten: Entspricht die «Eingebung» dem Wort Gottes? Was sagt meine innere Stimme dazu? Wurde der Eindruck vielleicht bestätigt durch Handeln oder Reden anderer Menschen in meinem Umfeld? Weiterhin interessiert mich, was meine geistlichen Leitenden dazu meinen und wie dieser Eindruck zu meinen persönlichen Lebensumständen passt. Wenn ich bei allen fünf Punkten eine Übereinstimmung sehe, bin ich mich sicherer, dass der Eindruck von Gott kommen könnte, als wenn nur zwei oder drei Punkte den Gedanken bestätigen. Aber selbst dann bleibt es eine Glaubens- und Vertrauensfrage.
Aufbauend, ermutigend und tröstend
Wenn wir uns auf einen ehrlichen Weg des Vertrauens begeben wollen, geht es nicht zuerst darum, unseren Eindruck von Menschen «bestätigen» zu lassen. Vielmehr geht es um die tiefe Suche nach wirklichem Trost, nach Hoffnung und aufbauender Ermutigung für uns und die Menschen, zu denen Gott durch uns sprechen möchte.