Von Sarah Bach
Ich bin eine optimistische Person. Mein Glas ist meist halb voll, ich glaube tatsächlich, dass es für viele Probleme eine Lösung gibt, und in einer Situation nehme ich meistens zuerst wahr, was vorhanden ist und nicht, was fehlt.
Umso mehr erstaunt es mich, dass mir, wenn ich mir überlege, wer Gott ist, zuerst Bilder in den Sinn kommen, wer Gott für mich nicht ist oder ich stark anzweifle, dass Gott dies ist. Gott ist für mich kein allmächtiger Herrscher, irgendwo im Himmel, der sich ab und zu verfügbar macht, wenn wir uns vorgängig entsprechend gehorsam gezeigt haben. Gott ist kein «Er», besitzt kein Geschlecht, lässt sich allgemein ganz schlecht in menschliche Kategorien und Kisten packen.
Und je mehr ich mich in diese Gedanken verfange, was Gott nicht ist, desto mehr frage ich mich: Aber wer ist denn Gott für mich, an welcher Eigenschaft kann ich auch bei kritischen Anfragen festhalten?
Eine gewisse Zeit kommt mir nichts in den Sinn ... dann aber kommt ein Gefühl, ein Bild, fast eine Art Schatten, der sich aus der Ferne ankündigt und immer grösser wird. Es ist ein Windhauch, der meine Gedanken durchwirbelt und mich in meinen Gedanken von mir selbst und meiner beschränkten Sicht wegträgt und in eine Weite führt. Nicht spektakulär, mit Feuerzungen oder grossen Visionen, in Donnergrollen oder Naturspektakeln. Sondern zart und leise, «sydefiin», wie wir im Berndeutschen sagen würden. So wie dies die Hoffnung eben tut.
Es ist diese Hoffnung, die ich brauche, wenn mein eigener Optimismus mich nicht mehr hält und wenn meine Sicht auf die Welt mir alles andere als schön erscheint. Hoffnung ist eben mehr als Optimismus. Sie bleibt auch dann da, wenn mein Glas oder das Glas meiner Liebsten halb leer ist, es für ein Problem keine Lösung gibt und ich nur noch das Fehlende in meinem Leben wahrnehmen kann.
Hoffnung bleibt, denn sie gründet nicht auf meinen Optimismus oder meine beschränkte Sicht. Sie gründet gar nicht auf mich.
Die Hoffnung eröffnet Wege fern der Rationalität und unserer menschlichen Pläne. Hoffnung gibt mir Kraft, wenn ich kraftlos bin, Mut, wenn ich mutlos bin und eine neue Sicht, wenn mein Leben aussichtlos scheint.
So wie dies Gott eben tut.