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(c) Simon Leemann

Raus in die Natur

Die Natur als Kraftspender
Publiziert: 18.12.2023

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Marnie Hux-Ebermann im Interview mit Simon Leemann

Simon Leemann, verheiratet und Vater zweier Töchter, verantwortet seit 20 Jahren die Funktion als stellvertretender CEO und Leiter der Finanzen und Verwaltung bei ERF Medien, die zu fast 100 Prozent von Spendengeldern abhängig sind. Er kennt den jährlichen Druck zum Jahresende nur zu gut. Zum einen den steigenden Arbeitsanfall und zum anderen auch die jährliche Frage, ob richtig kalkuliert, budgetiert, gerechnet wurde und die Zeichen der Zeit entsprechend interpretiert wurden.

Wenn man dich etwas kennt, Simon, dann staunt man, dass dich wenig aus der Ruhe bringen kann. Woher nimmst du diese Ruhe, diesen Frieden?
So ruhig, wie ich manchmal wirke, bin ich auch nicht immer. Ich glaube, es gehört ein wenig zu meiner Persönlichkeit, dass ich nicht so schnell zeige, wenn mich etwas beunruhigt, überfordert oder wenn mich Sorgen belasten. Ich wirke dadurch manchmal souveräner, als ich es vielleicht bin. Gerade in diesem Jahr bin ich auch an meine Grenzen gestossen. Ich suche dann intensiv nach Lösungen und gebe nicht auf. Das hat mich speziell in diesem Jahr Kraft gekostet.

Wie gehst du in dieser Zeit mit deinen Ressourcen um, was tust du, um neue Kraft zu schöpfen?
Meine Kraftspender sind meine Familie, der Sport und die Natur. Selbst wenn das Programm intensiv wird, der Arbeitsanfall mehr und mehr und das Leben streng, lasse ich nicht komplett weg, was mir privat wichtig ist. Ich profitiere zum Beispiel von regelmässigen Auszeiten in den Bergen. Auch Sport gibt mir viel Kraft. Bei der körperlichen Verausgabung finde ich Ruhe und neue Energie für meinen Alltag.

Gelingt es dir, während deinen Auszeiten komplett abzuschalten? Nicht mehr an die Arbeit zu denken?
Ab und zu gehe ich einfach wandern mit ein paar Leuten und ich muss ehrlich sagen, wenn mir die körperliche Anstrengung fehlt, dann bleiben meine Gedanken bei der Arbeit hängen oder ich bin im Gespräch mit meinen Begleitpersonen. Aber sobald eine Tour einen gewissen Schwierigkeitsgrad erreicht und sie mich wirklich herausfordert, dann konzentriere ich mich auf jeden Schritt und werde innerlich still. Ich konzentriere mich darauf, wie die Tour zu bewältigen ist, und die Entspannung tritt ein während der maximalen körperlichen Anspannung.

Könnte man also sagen, du erreichst durch körperliche Anstrengung einen meditativen, gebetsartigen Zustand?
Ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, dass ich auf «Gebetstouren » gehe. Auf körperlich anspruchsvollen Berg-, Kletter- oder Biketouren komme ich jedoch in eine Art «Kontemplation». Man tut etwas Wiederkehrendes, man setzt einen Schritt vor den nächsten und konzentriert sich ausschliesslich auf diesen Vorgang. Wenn das eintritt, passiert ein Wandel der Gedankenebene.

Ich fange an darüber zu blicken. Über den Alltag, über das, was belastet, über das, was alles gerade ansteht. Auf dem Gipfel dann merke ich, dass sich alles löst, und ich komme in eine tiefe Dankbarkeit. Ich bin regelmässig dankbar, dass Gott all das Schöne um mich herum geschaffen hat, und auch darüber, dass er mich geschaffen hat. Einmal im Jahr gehe ich mit einer grösseren Gruppe auf eine Skitourenwoche. Tatsächlich singen wir, wenn wir auf einem besonders schönen Gipfel angekommen sind, das Loblied «Du grosser Gott, wenn ich die Welt betrachte …» Das sind grosse Gänsehaut-Momente.

Wie planst du deine Auszeiten – eher spontan, wenn du merkst, du brauchst eine Auszeit, oder über eine längere Zeit?
Meistens plane ich meine Auszeiten längerfristig. Ich gehe selten allein und nur schon mit den anderen Personen müssen die Daten abgesprochen werden. Ich nehme auch Rücksicht auf Familie und Geschäft, es muss insgesamt in den Zeitplan passen. Ich plane lieber etwas zu viel und sage dann lieber mal was ab, wenn das Wetter nicht passt oder etwas Wichtiges dazwischenkommt. In stressigen Zeiten, wenn ich keine Tour vor mir habe, dann hilft mir nur schon der Arbeitsweg mit dem Bike oder eine Jogging-Runde. Ich muss einfach raus, mich bewegen, die Natur fühlen. Dabei muss es nicht immer eine grosse Auszeit sein.

Mit was könnte es zu tun haben, dass einige Menschen eine schwere Zeit besser aushalten als andere?
Oh, das ist sicher vielschichtig. Da spielen Prägungen, Herkunft, Erfahrungen, Gottesbeziehung und so vieles mit hinein. All das spielt hinein in den Begriff der Resilienz und die Frage: «Wie gehe ich mit Dingen und Zeiten um, die schwierig sind?» Ich glaube, dass ich für mich diese Resilienz steigern kann, indem ich erforsche, was mir Kraft gibt. In Zeiten, in denen es heftig wird, hilft mir zudem der Gedanke, dass es nur eine Phase ist und dass danach wieder andere Zeiten kommen werden. Und diese plane ich aktiv. Für mich ist das wie ein Auswerfen von einem «Freudenanker» in der Zukunft und das Geheimnis, nicht auszubrennen.

Was empfiehlst du Menschen, die im Alltag eher «hochtourig» unterwegs sind?
Auszeiten, die gut tun. Den Fokus auf das setzen, was wirklich nötig ist und auch mal Nein sagen. Das tun, was man gut kann, was einem leichtfällt. Ich glaube fest, dass Gott uns mit speziellen Wesenszügen und Fähigkeiten ausgestattet hat und vor allem mit etwas, für das unser Herz brennt. Wenn wir dem folgen, schöpfen wir sogar Kraft aus dem, was wir tun. Dann bekommen wir diesen himmlischen Rückenwind, der uns auch über strenge, harte und herausfordernde Situationen im Leben trägt.

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