«Journalismus ist der beste Beruf der Welt. Lernen Sie ihn, solange es ihn noch gibt», sagt Tages Anzeiger-Autor Jean-Martin Büttner. Die Herausforderungen der neuen Medienwelt verändern das Berufsbild Journalismus. Doch Journalistinnen und Journalisten sind für das Funktionieren einer freien Gesellschaft so wichtig wie nie zuvor.
Der Journalismusberuf ist unbeliebt. Manager, Politiker, Vereinspräsidenten und Kirchenleitungen verteilen bei schlechten Nachrichten gerne einer klar definierten Berufsgruppe den schwarzen Peter: «Die bösen Medien sind schuld». Führungsprobleme werden zu Kommunikationspannen und Berichte über schlechte Entscheidungen werden als negative Berichterstattung abgestempelt. Nach einer Umfrage des amerikanischen Stellenportals «Career- Cast.com» rangiert der Job des Reporters/ Redaktors auf Platz 196 der Job-Hitliste. Zusammen mit dem Beruf des Radio- und TV-Moderators gehört der Medienberuf in den USA damit zu den zehn unbeliebtesten Berufen – zusammen mit Soldaten, Bohrinsel- Arbeitern, Metzgern, Kellnern und Tellerwäschern.
Zur schlechten Einstufung beigetragen hat der zunehmende Druck in der Medienbranche. Mit der Verlagerung vieler Informationen weg von den Zeitungen hin ins Internet sind den Zeitungsverlagen die Werbeinnahmen und die Auflagenhöhen dramatisch zusammengebrochen. Wir haben uns daran gewöhnt, dass Information im Internet kostenlos verfügbar ist. Die Verlage reagieren auf diesen Trend mit zusätzlichen Online-Angeboten und bauen gleichzeitig Personal ab, um Kosten zu sparen. Vielen Medienschaffenden fehlt daher die Zeit, um Themen grundsätzlich zu recherchieren und Aussagen zu verifizieren. Schnelligkeit geht vor Korrektheit. Wichtig ist, wer eine Neuigkeit zuerst online stellt, nicht wer die News-Meldung am gründlichsten recherchiert hat.
Dennoch: Journalismus ist der beste Beruf der Welt! In keinem anderen Beruf kann man so viele unterschiedliche Themen und Menschen kennenlernen wie im Journalismus – während der Arbeitszeit notabene. Journalistinnen und Journalisten erhalten Einblicke, ordnen Zusammenhänge, übersetzen komplizierte Sachverhalte in allgemeinverständliche Alltagssprache, machen Verborgenes sichtbar. Und sie leisten damit einen entscheidenden Beitrag, dass unsere demokratische Gesellschaft funktioniert. Denn nur informierte Bürgerinnen und Bürger können verantwortlich Entscheide fällen. Die «Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten » bringt es auf den Punkt: «Das Recht auf freie Meinungsäusserung und auf Kritik ist ein grundlegendes Menschenrecht. Journalistinnen und Journalisten sichern den gesellschaftlich notwendigen Diskurs.»
Darum: «Journalismus ist der beste Beruf der Welt. Lernen Sie ihn, solange es ihn noch gibt.» Ich bin überzeugt, dass es ihn noch lange geben wird.