«Eigentlich wollte ich heiraten und Kinder bekommen», erzählt Veronika Ebnöther – doch es kommt anders. Als junge Frau verspricht sie sich voll und ganz Gott. Sie legt das Gelübde einer «Geweihten Jungfrau» ab. Diese Lebensform mag sich altmodisch und verstaubt anhören – doch die Freelance-Schwester Veronika lebt das pure Gegenteil.
Schwester Veronika ist keine typische Nonne. Das ist auf den ersten Blick erkennbar: Ihre Ordenstracht ist nicht aus schwarzem Stoff, sondern aus Jeans. «Er ist praktisch und verbindet Altes mit Neuen», erklärt sie. Diese zu tragen ist keine Pflicht, trotzdem hat sich die Freelance- Schwester dazu entschieden. «Ich schätze es, so meinen Glauben in der Welt zu zeigen.»
Unterwegs als Freelance-Schwester
Im Unterschied zu einer Nonne lebt Schwester Veronika nicht in einem Kloster, sondern in einer eigenen Wohnung. Deswegen muss sie selber für ihre Miete und das Essen aufkommen. Nebst ihrer Anstellung als Pfarreimitarbeiterin putzt sie und hat zusätzlich die Zeitschrift «Frommbeere » gegründet, eine modern gestaltete Zeitschrift mit geistigem Input. Ab Herbst nimmt die Freelance-Schwester eine neue Herausforderung an: Eine Stelle als Gefängnisseelsorgerin. «Ich geh da rein, so wie ich bin – schliesslich ich bin auch eine Abenteurerin.»
Diese Abenteuerlust wiederspiegelt sich auch in ihren Hobbies. In der Freizeit trifft man Schwester Veronika öfters auf dem Mountainbike an – dann aber in Sportbekleidung. Auch musikalisch ist die Freelance- Schwester begabt: «Einmal wöchentlich spiele ich in einer Gruppe Alphorn – ich bin sehr heimatverbunden.»
Eine «Ehe» mit Gott
Als «Geweihte Jungfrau» verpflichtet sich Veronika Ebnöther, täglich zu beten und ehelos zu leben. «Für mich ist die Ehelosigkeit nicht ein Verbot, sondern ein Versprechen, mich komplett Gott zu schenken. » Als Symbol für dieses Versprechen trägt sie auch eine Art Ehering. «Ich bin vergeben an Gott – wortwörtlich unter der Haube », erklärt Schwester Veronika lachend. Einsam fühlt sich Schwester Veronika nicht: «Ich kann ihn zwar nicht sehen, aber spüren.»
Zwischen Universität und Kloster
Ihre Entscheidung trifft Schwester Veronika zwischen Matura und Universität. Betend in einer Kirche spürt die 20-Jährige klar den Ruf von Gott. «Es fühlte sich an wie ein Heiratsantrag von jemandem, der mich liebt und unbedingt haben will.» Für die junge Frau wird klar, dass sie ihr LebenGott widmen will. Anstatt sich auf die Suche nach der richtigen Universität zu machen, schaut sie sich Klöster an. «Aber irgendwie passte es nirgends so richtig». So legt sie vor 12 Jahren in einem Brautkleid das Gelübde zur «Geweihten Jungfrau » ab. «Diese Entscheidung habe ich noch nie bereut.»