In Köln hat diesen Monat ein Pilotprojekt gestartet, welches auf zwei Jahre befristet ist. Jeden Freitagnachmittag dürfen die Muezzine maximal fünf Minuten lang den muslimischen Gebetsruf erklingen lassen.
Kurt Beutler arbeitet als interkultureller Berater bei MEOS. Er ist mit einer Ägypterin verheiratet und hat er vor allem mit Menschen aus dem arabischen Raum Kontakt. Der Gebetsruf des Muezzins ist mit einem Glaubensbekenntnis verbunden, Beutler sagt diesbezüglich: «Es ist ein Glaubensbekenntnis, das sehr ausschliessend und sehr eigenwillig ist.» Er verweist darauf, dass ein islamisches Element wie der Gebetsruf bei migrierten ehemaligen Muslimen negative Gefühle auslöst.
Nadir Polat ist türkischstämmiger Muslim und Vorstandsmitglied der «Gemeinschaft Christen und Muslimen in der Schweiz». Er ist sich bewusst, dass der Ruf des Muezzins in der Schweiz für Aufregung sorgen würde. Die allermeisten Muslime hierzulande wollen nicht, dadurch erneut im Mittelpunkt eines Spannungsfelds zu sein, erklärt er. Darum wären sie gern bereit, auf den Muezzin-Ruf zu verzichten. Er betrachtet das Projekt in Köln als willkommene Geste und hält fest, dass der Gebetsruf für Muslime ein Gefühl von Heimat vermittelt.