«Reden ist Silber, Schweigen ist Gold», lautet ein bekanntes Sprichwort. Es gibt im Leben jedoch immer wieder Momente, wo reden Gold wert ist.
Vielleicht haben wir als Kind erlebt: Was wir sagen wollten, wurde nicht gehört oder abgewertet. Oder wenn wir redeten, gab es physische Schläge oder psychische wie Liebesentzug.
So schwiegen wir lieber. Und dieses Verhalten wurde zu einem Muster, das uns weiterbegleitete. «Es gibt Kinder, die angepasst sind, weil sie gemerkt haben: Wenn ich lieb bin, dann bin ich okay. Also schaue ich, dass ich immer schön lieb bin. Ob mir das entspricht oder nicht, ist nochmal eine andere Frage», erklärt Coach und Supervisor Rolf Germann. Und so eignen wir uns einen Lebensstil an, der uns scheinbar Vorteile bringt.
Dieses Muster deckt jedoch unsere Persönlichkeit ein Stück weit zu. Wer ein Leben lang gelernt hat, nichts zu sagen, um keine Ablehnung zu erfahren, stellt sich irgendwann die Frage: Wer bin ich eigentlich?
Das Reden über uns, unsere Verhaltensmuster und unsere Identität muss nicht nur verbal stattfinden, sondern in uns drinnen anfangen, sagt Germann. Gott hätte den Menschen eine Identität gegeben und jeder Mensch sei ein Original.
«Wenn ich das Original ein Stück weit zur Seite schiebe, weil mich andere Menschen in ein anderes Original oder in eine Kopie einfügen wollen, dann vergesse ich nicht nur mich, ich vergesse auch, wer der himmlische Vater in mir ist und wer ich in ihm bin.»
Wenn wir verliebt sind, wollen wir uns immer von der besten Seite zeigen. Aber spätestens dann, wenn man ein paar Jahre verheiratet ist, bröckelt die Fassade. Wenn man verheiratet sei, müsse man zwei Mal Ja sagen, so Rolf Germann: Das erste Mal vor dem Traualtar und das zweite Mal, nachdem die ganze Persönlichkeit hervorgetreten ist.