Jemand hat uns enttäuscht oder verletzt. Sollen wir auf die andere Person auf ewig böse sein oder ihr vergeben?
Die psychosoziale Beraterin Rahel Kellenberger erklärt, dass der Glaube bei der Vergebung eine wichtige Rolle spielt. «Irren ist menschlich, aber vergeben ist göttlich», sagte der englische Schriftsteller Alexander Pope. «Jeder Mensch spürt etwas von dieser Dimension, von dieser Kraft. Es ist eben nicht menschlich, sondern Vergeben findet in einer anderen Sphäre statt», weiss Kellenberger Wir spüren, dass wir aus uns selbst Mühe haben zu vergeben und Hilfe dazu brauchen.
Wichtig ist nicht nur, dass wir vergeben, sondern dass wir uns auch entschuldigen. Und Vergeben tut nicht nur der Person gut, bei der wir uns entschuldigen, sondern auch demjenigen, der es ausspricht.
Rahel Kellenberger sagt, dass uns dabei Mitgefühl helfen kann. Dabei verbinden wir uns mit einem anderen Menschen, wenn er uns etwas erzählt, das uns oder jemand anderen betrifft. Haben wir Mitgefühl, können wir nach den Bedürfnissen des Gegenübers fragen. Wir trauen ihm im Gegensatz zum Mitleid eigenes Handeln zu.
Was tun, wenn wir auf eine Entschuldigung warten, aber keine erhalten? Kellenberger weist darauf hin, dass es verschiedene Gründe gibt, warum sich jemand nicht bei uns entschuldigt. Es müsse nicht zwingend bedeuten, dass die andere Person nicht wolle oder zu stolz wäre, sondern zu beschäftigt ist oder anders fühlt.
Ist die Angelegenheit schwerwiegender, sollen wir das Gespräch mit der anderen Person suchen. Und ihr eine Chance geben, sich zu entschuldigen. Tut sie es dennoch nicht, ist Vergebung umso wichtiger. Wir gehen danach weiter und bleiben nicht in der Situation stecken.
Vergehen hat nämlich viel mit Unterwegssein zu tun. Wir gehen vorwärts und lassen Lasten los.