Wir fragten den Psychotherapeuten und ADHS-Coach Roland Mahler, wie sich ADHS diagnostizieren lässt. Wie sieht es aus mit bildgebenden Verfahren der Medizin? Mahler muss hier enttäuschen: «Man kann mit MRI und anderen Verfahren keine psychische Erkrankung wirklich eindeutig diagnostizieren und abbilden.»
Es gibt allerdings Hypothesen. «Die Katecholamin-Hypothese besagt, dass ADHS ein Problem der Übertragung in den Präsynapsen ist, wo eigentlich Dopamin ausgeschüttet wird. Aber das Dopamin wird wieder zu schnell resorbiert. Es entsteht eine instabile Dopaminkonzentration im synaptischen Spalt. Das führt dazu, dass der Impuls von einer Nervenzelle auf die andere nicht immer funktioniert. Man kann das am besten mit einem Wackelkontakt vergleichen.»
Bei ADHS ist vor allem das Frontalhirn betroffen, wo die sogenannten Schlüsselfunktionen sitzen. Sie helfen uns, zu strukturieren, Entscheidungen zu treffen, Prioritäten zu setzen, die für das Leben wichtig sind.
Ist es möglich, dass ADHS nur Kinder und Jugendliche betrifft und sich dann mit dem Erwachsenwerden auswächst? Das dachte man früher. Was teilweise nachlässt, ist die Hyperaktivität, sagt Mahler. Aber die Schwierigkeit, sich zu konzentrieren und aufmerksam zu sein, bleibt und wächst sich nicht aus. «Es bleibt immer ein Teil der Symptomatik erhalten.»
Wie lässt sich ADHS nun diagnostizieren? Mahler erklärt, dass sich die Symptome in verschiedenen Lebenssituationen zeigen und auch ausgeprägt sein müssen. Unruhe und Unstetigkeit allein reichen noch nicht für eine positive Diagnose aus. Eine Person muss auch Mühe haben, sich konzentrieren zu können, und muss sich leicht ablenken lassen. Zudem sind Gefühlsschwankungen bei Menschen mit ADHS ausgeprägter. Diese sind allerdings kaum messbar. Um ADHS zu diagnostizieren, werden klinische Tests gemacht und Gespräche durchgeführt.