Sein Auftritt ist einfach, bescheiden und unauffällig. Wenn aber Viktor Wittwer beginnt, über sein Leben, sein Engagement und seine Projekte zu erzählen, dann ist es, als würde eine Quelle sprudeln. Denn er hat vieles erlebt und auf die Beine gestellt, wie zum Beispiel ein Gratiskino.
Was sich Viktor vornimmt, zieht er bis zum Ende durch, beispielsweise ein Kinderheim in Tibet. Er lernte eine Tibeterin kennen, die als Kind in die Schweiz kam. Diese Frau suchte später nach ihren Wurzeln, ging zurück nach Tibet und wollte mehr über ihre Herkunft wissen. Zusammen mit dieser Frau hat er dort ein Kinderheim aufgebaut, in dem 300 Kinder leben.
Selbst wächst er mit vier Brüdern auf. Seine Eltern betreiben eine Schreinerei. Obwohl er mit nur einem Arm geboren wird, lernt er damit umzugehen. Durch dieses Defizit fühlt Viktor sich nicht eingeschränkt. Entschlossen fördert der Vater seine Söhne und zeigt ihnen, wie man mit den Maschinen umgeht. Und so baut Viktor schon als 14-jähriger Kindermöbel. Nach der Schule will er sogar Bauzeichner lernen. Allerdings ist es 1959 schwierig, eine Lehrstelle in diesem Bereich zu finden. Zu dieser Zeit herrscht ein Bauboom und die Architekten suchen hauptsächlich ausgebildetes Personal. Heute versteht er junge Leute gut, die eine Bewerbung nach der anderen schreiben müssen. Er selbst musste gegen 40 Firmen anschreiben, bis ein Lehrbetrieb ihn aufnahm. Hier fühlte er sich wohl und das Entwerfen und die Gestaltung begeistern ihn in diesem Beruf.
Nun ist Viktor Wittwer pensioniert, aber er ist immer noch aktiv als Designer und auch als Architekt. Er sprudelt mit neuen Ideen. Zum Beispiel hat er vor einem Jahr ein Gratiskino auf die Beine gestellt. Seine Motivation: Hier kann er unter anderem die Integration von Ausländern fördern und leistet damit auch einen gesellschaftlichen Beitrag. Tagsüber lädt er Kinder ein, am Abend kommen Erwachsene.
Mittlerweile kommt ein Stammpublikum in Viktors Gratiskino, Jung und Alt, fremde Kulturen, Einheimische. Je nach Anlass bebt das Kino, die Kinder fiebern mit, die Begeisterung ist spürbar. Das Kino lebt!