Bekannt ist er als «Polteri» und «Fuhrhalter », einer, der auch einmal verbal übers Ziel hinausschiesst: SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner. Es gibt bei ihm auch eine andere Seite: In der Familie machte er sehr schwere Zeiten durch. Der Chef eines Transportunternehmens lässt sich dabei in guten wie in schlechten Zeiten vor allem von einem dreinreden und korrigieren – von Gott, seinem «Chef».
Politisch zeigt der SVP-Nationalrat sein volles Temperament und nimmt kein Blatt vor den Mund. Auch mit Gott redet er knallhart, sieht aber klar zu ihm auf. Er bezeichnet Gott in hierarchischer Manier sogar als seinen Chef und untermauert dies: «Gott steht weit über mir, da werde ich demütig.»
Verlust in der Familie
Eine völlig andere, weniger harte Seite zeigt er in der Familie: «In meiner Familie bin ich harmoniebedürftig.» Doch genau hier erlebte er grosse Schicksalsschläge. Als er 19-jährig ist, verliert er in kurzer Zeit seine Eltern. Um diesen Verlust zu verarbeiten, bleibt Ulrich Giezendanner nicht viel Zeit: Er übernimmt gezwungenermassen das Unternehmen seines Vaters.
Später als Familienvater und Ehemann widerfährt ihm das Unheil nochmals am eigenen Leib. Sein erster Sohn stirbt mit dreieinhalb Jahren an einer Hirnhautentzündung. «Meine Frau und ich, wir glaubten beide an Gott, aber wir konnten nicht verstehen, wieso er uns dieses wunderbare Kind weggenommen hat», sagt er rückblickend. Er und seine Frau ringen beide mit diesem Verlust, wovon sich Ulrich Giezendanner schneller erholt und bei seinem Chef im Himmel Kraft tanken kann. Diese gibt er auch seiner Frau weiter, die aber nie richtig mit dem Verlust ihres Kindes fertig wird. Sie erkrankt an Krebs und stirbt an dieser Krankheit. «In dieser Zeit verlor ich viel und fiel in ein Loch», sagt der vierfache Familienvater. Eine kurze Zeit hadert er, aber seine Freunde ermutigen ihn und schicken ihn in den Wald. Dieser wird für ihn ein wichtiger Ort, an den er sich zurückziehen und bei Gott Kraft tanken kann.
«Stille Örtchen»
Auch als Chef einer Unternehmensgruppe braucht Ulrich Giezendanner seine Rückzugsorte, um alleine zu sein und bei Gott auftanken zu können. Speziell zieht er sich vor schwierigen Sitzungen immer auf seine eigene Toilette zurück, um zu beten: «Die Toilette habe ich besonders ausgestattet und habe sie zu meiner Kapelle gemacht», sagt der Unternehmer. «Und jedes Mal kam ich mit einer anderen Kraft heraus.» Einen anderen Ort des Rückzugs bietet ihm sein Auto. Sehr oft fährt er damit an einen abgelegenen Ort, macht die Musik aus, geniesst die Ruhe und tankt bei seinem Chef auf.
Dankbarkeit ist Ulrich Giezendanner ein besonders grosses Anliegen: «Ich möchte nicht vergessen, in guten Zeiten meinem Chef im Himmel einfach von ganzem Herzen zu danken.»
Making of mit Ulrich Giezendanner «Über Gott und Laster»
Ulrich Giezendanner - Gast in der FENSTER ZUM SONNTAG-Talk Sendung «Über Gott und Laster»