Von Matthias Ziehli
«Scherben bringen Glück» schoss mir durch den Kopf, als das Glas im hohen Bogen durch die Küche flog und am Boden in tausend kleine Stücke zerbarst. Das Zusammenwischen war trotzdem mühsam, aber immerhin hatte ich die Hoffnung auf Glück an diesem Tag. Hatte ich also an diesem Tag nur wegen den Scherben Hoffnung oder gar Glück?
Sprichwörter oder auch Redewendungen sind in unserem Alltag stärker verbreitet, als man denkt. Von Kindsbeinen an werden sie uns von unseren Eltern beigebracht. Wer mag sich nicht an ermahnende Worte seiner Mutter oder seines Vaters erinnern: «Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nie mehr.» Unsere Eltern wollten damit Lernerfolge erzwingen oder mindestens unsere Lernmotivation in Jugendjahren hoch halten. Sprichwörter gehören sogar zu den meisten Lehrplänen in unseren Volksschulen, um den Schülerinnen und Schülern zu lehren, wie Dinge zwischen den Zeilen verstanden werden können. In der Sprachwissenschaft wird dem Sprichwort gar eine eigene Disziplin, die Parömiologie, gewidmet.
Kein Wunder also, dass wir Sprichwörter im Alltag in allen möglichen und unmöglichen Situationen einsetzen. Bei der Zuteilung einer mühsamen Aufgabe in einer Sitzungsrunde: Den Letzten beissen die Hunde. Bei der Diskussion über den richtigen Weg zum Ziel: Alle Wege führen nach Rom. Bei Ratlosigkeit über eine wichtige Entscheidung: Guter Rat ist teuer.
Doch was ist ein Sprichwort eigentlich genau? Nach Duden ein kurzer, einprägsamer Satz, der eine praktische Lebensweisheit enthält. Das Sprichwort gibt uns die Möglichkeit, einen komplizierten Sachverhalt einfach zu beschreiben oder uns auf eine Lebensweisheit zu berufen.