Von Daniel Eschbach
Wichtiger als statische Gottesbilder ist mir seine Bewegung: Gott ist unterwegs zu und mit den Menschen. Er ist in Bewegung. Er bringt in Bewegung. Und geht mit. Gott ist mit uns unterwegs.
Ich bin gerne unterwegs. Es müssen keine grossen Reisen sein. Kurze Spaziergänge geniesse ich genauso. Das hat biografische Gründe. Als Kind eines Methodistenpfarrers bin ich öfter umgezogen. Auch als Erwachsener zog ich immer wieder um. Schon früh habe ich das Wandern lieben gelernt. Heute nennen meine Frau und ich ein Wohnmobil unser Eigen. Sogar in der Freizeit und in den Ferien sind wir selten länger am selben Ort, sondern meistens unterwegs. Nach ein paar Tagen fahren wir jeweils weiter und entdecken Neues.
Unterwegs zu sein ist eine Grundstruktur nicht nur des Lebens, sondern auch des Glaubens. Es prägt das biblische Erzählen von Gott. Die Väter Israels waren Nomaden. Ständig unterwegs entdeckten sie Gott als den, der mitgeht, vorausgeht und den Weg zeigt. Auf der Wüstenwanderung erlebte das Volk Israel, wie Gott zuverlässig immer mit dabei ist. Später war Jesus mit seinen Jüngern unterwegs. Von Ort zu Ort ziehend bereitete er sie auf ihre spätere Aufgabe vor. Als Apostel reisten sie dann um die Welt, um Christus zu bezeugen. Und erlebten, dass Jesu Zusage stimmt: «Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende!» (Matthäus 28,20)
Auch meine eigene kirchliche Tradition ist vom Unterwegssein geprägt: John Wesley war selbst ein weitgereister Mann. Und er rekrutierte Reiseprediger, die das Wachstum der methodistischen Bewegung entscheidend förderten.
Im Unterwegssein erfahre ich Gott oft am direktesten. Wesentliche Teile meiner Predigtvorbereitung geschehen wandernd oder joggend. Ich nehme wahr: Gott geht jeden Weg und jeden Schritt mit. Gerade in schwierigen, belasteten oder müden Momenten erfahre ich: Gott ist mit mir unterwegs! Begleitend, führend, unterstützend, korrigierend, als Zweisamkeit in meiner Einsamkeit.
Das gilt aber nicht nur für mich. Es gilt genauso für jede andere Person auf der Erde. Das grosse, staunenswerte Geheimnis ist: Gott gelingt es, gleichzeitig mit vielen Menschen jeweils persönlich unterwegs zu sein. Wo immer wir sind, was immer wir tun: Wir sind nicht allein. Sondern begleitet, getragen, gesegnet von Gott.