Fünf Wochen Sommerferien! Wie glücklich mich die Aussicht darauf als Kind jedes Jahr gemacht hat. Fünf Wochen ohne Druck, ohne Hausaufgaben und Prüfungen, ohne viel zu frühes Aufstehen und ohne durchgetaktete Tage. Am Ende war mir zwar meist so langweilig, dass ich mich wieder auf den Schulstart nach den Ferien freute. Trotzdem waren die Sommerferien immer der Höhepunkt des Jahres.
Heute geht es meinen Töchtern ähnlich. Ich liebe den Moment, wenn sie alle mit leuchtenden Augen von der letzten Unterrichtsstunde vor den Ferien zurückkehren, die viel zu schweren Schulranzen in die nächstbeste Ecke (oder gerne auch direkt vor meine Füsse) schmeissen und ich ihnen förmlich dabei zusehen kann, wie der ganze Druck des vergangenen Schuljahrs von ihnen abfällt.
Ähnlich wie ich damals geniessen sie es im Sommer, sich einfach treiben zu lassen. Sie lassen das vergangene Schuljahr hinter sich. Sie geniessen ihre Auszeit vom Alltag. Und wenn sie zu Ende geht, sind die Batterien wieder voll.
Es ist wunderbar, dass unsere Schulkinder diese jährliche Insel im Alltag haben. Dass sie fünf oder in manchen Kantonen sogar noch mehr Wochen am Stück unbeschwerte Kindheit geniessen können. Doch es kommt das Jahr, in dem die Schulzeit zu Ende geht und sich die Zahl der Ferienwochen drastisch verringert.
Wie viele von uns leben ab diesem Moment von Ferien zu Ferien. Quälen sich durch Zeiten der extremen Überlastung und halten sich lediglich mit der Aussicht auf eine bevorstehende zweiwöchige Erholungszeit über Wasser. Ich kenne diese Überlebensstrategie gut. Aber sie scheint mir nicht der Weisheit letzter Schluss.
Ein Grossteil des Jahres ist so geprägt von Durchhalten und Zähnezusammenbeissen. Und mein Wohlbefinden und letztlich meine Gesundheit hängt ab von vier oder fünf Wochen Erholung im Jahr. Doch was, wenn ein Urlaub misslingt? Wenn das Wetter nicht mitspielt, die Kinder krank oder schlecht gelaunt sind oder das Abschalten schlicht nicht gelingen will? Wenn ein Urlaub nicht die gewünschte Erholung gebracht hat und ich entgegen meinen Erwartungen mit lediglich halbvollen Batterien wieder in den Alltag starten muss, empfinde ich das als niederschmetternd.
Deswegen möchte ich Wege finden, wie ich auch mitten im Alltag zu kleinen Auszeiten kommen kann. Oft sind es die ganz einfachen Dinge, die mir am besten helfen, zu regenerieren. Weil sie mit wenig Aufwand machbar sind und mich daher auch wenig kosten. Ein Spaziergang im Wald über Mittag. Eine abendliche Runde schwimmen im See. Ganz alleine in einem Café sitzen und meinen Gedanken nachhängen. Den nächtlichen Sternenhimmel bestaunen. Im Gras liegend einen Podcast hören.
Je länger ich darüber nachdenke, umso länger wird meine Liste mit solch kleinen Auszeiten, von denen ich weiss, dass sie mir guttun. Ich möchte mir angewöhnen, diese «Regenerations-Booster» öfter in meinen Alltag einzubauen. Das erklärte Ziel: die Batterien erst gar nicht mehr leer werden lassen; versuchen so zu leben, dass es gar keinen Power-Urlaub zum Aufladen mehr braucht.