Der frühere Direktor der ERF Medien, Horst Marquardt, ist am 2. November 2020 im Alter von 91 Jahren in Minden (D) gestorben. Marquardt leitete von 1960 bis 1993 den Aufbau des damaligen Evangeliumsrundfunks (heute ERF Medien) und schrieb damit Mediengeschichte. Als junger Mann wurde er nach der Zeit des Nationalsozialismus und während des DDR-Kommunismus Christ. Viele kannten ihn als Pionier der christlichen Medienarbeit in Deutschland.
1929 wurde er in Berlin geboren. Seine Familie zog nach Breslau, als er zehn Jahre alt war. Der Umgang mit der Sprache wurde ihm in die Wiege gelegt, denn der Vater war Verlagsleiter. 1945 meldete er sich in der Endphase des Zweiten Weltkrieges als 15-Jähriger zum sogenannten «Volkssturm», zu dem die NSDAP alle waffenfähigen Männer aufrief, um den «Heimatboden» des Deutschen Reiches zu verteidigen.
Marquardt flüchtete vor der heranrückenden Roten Armee nach Neuruppin, wo er sich der kommunistischen Partei anschloss und Mitglied im Antifaschistischen Jugendausschuss wurde. In den Jahren 1949 bis 1950 arbeitete er als Rundfunkredaktor in Potsdam, wo er seine ersten journalistischen Erfahrungen sammelte.
Weil er fakten- und nicht linientreu sein wollte, konnte er keine Beiträge mehr für das sozialistische Radio veröffentlichen.
«Ich bin damals von einem Fehler in den anderen verfallen und habe mich mit fliegenden Fahnen der kommunistischen Partei angeschlossen», so Marquardt im Rückblick auf seine Jugendjahre.
Aufgewachsen in einer christlichen Familie, entdeckte Marquardt mit 22 Jahren auch für sich den Glauben und flüchtete in den Westen. In West-Berlin schloss er sich einer freikirchlichen Gemeinde an, wo er sich als Gemeindehelfer engagierte. Nach einem theologischen Studium am Seminar der Methodisten in Frankfurt am Main arbeitete er bis 1956 als Pastor evangelisch-methodistischer Gemeinden in Berlin.
Danach zog Marquardt für drei Jahre nach Wien, wo die methodistischen Gemeinden einen volksmissionarisch gesonnenen Pastor im 15. Bezirk der Stadt suchten. In Wien kümmerten sich seine Frau Irene und er um ungarische Flüchtlinge. Bis zu 250 Personen waren zeitweilig in der Methodistenkirche untergebracht.
Am 1. April 1960 wurde er als junger Mann mit Medien- und Rundfunkerfahrung Programmdirektor von ERF. Marquardt war massgeblich am Aufbau des Radiosenders beteiligt. Bis 1993 leitete er als Direktor die Entwicklung von ERF Medien.
Von 1993 bis 1998 war er als Internationaler Direktor des Radiomissionssenders TWR für die Gebiete der ehemaligen Sowjetunion, des Mittleren Ostens und Afrikas verantwortlich.
1975 gehörte Marquardt zu den Gründern der «Konferenz evangelikaler Publizisten (KEP)», heute Christliche Medieninitiative pro in Wetzlar. Er sah sich stets als Brückenbauer zwischen den verschiedenen theologischen Strömungen. Die Vereinigung Europäischer Medienorganisationen zeichnete ihn für sein Engagement 1998 mit dem «Brückenbauer-Preis» aus.
Auch im hohen Alter war Marquardt noch journalistisch tätig. Nicht nur als Autor beim Wort zum Sonntag, sondern seit Dezember 2018 als einer der ältesten Blogger Deutschlands. In «Marquardts Bilanz» veröffentlichte der Pastor und Publizist vor allem geistliche Impulse.
Sein Leben, sagte Marquardt, habe stets unter dem Bibelwort gestanden: «Euch geschehe nach eurem Glauben» (Matthäus 9,29).