Von Chantal Bigler
Florida Zimmermann kennt Terror in ihrem Leben – sie wächst als Kind im Libanon inmitten von fliegenden Raketen und Explosionen auf. Halt geben ihr in dieser Zeit eine kriegerische Miliz-Gruppierung und der Islam. Florida Zimmermanns Start ins Leben ist von schicksalshaften Kapiteln geprägt: Sie erlebt Terror und eine heimatlose Kindheit im Mittleren Osten und in Europa. Als Kind wie auch als erwachsene Frau muss sie Ängste und Schrecken in ihrem Kopf aushalten.
Leben zwischen Extremen
Beirut in den 1970er-Jahren: Raketen schiessen durch die Luft und schlagen krachend ein, am Boden ziehen bewaffnete Männer durch die Strassen; Libanon befindet sich im Bürgerkrieg. Mittendrin Florida Zimmermann als kleines, verunsichertes Mädchen, das durch die apokalyptische Szenerie irrt und ihre Mutter sucht. «Meine Kindheit war geprägt von Angst und Entwurzelung», sagt Zimmermann. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ohne Vater lebt sie in ärmlichen Verhältnissen. Ende der 1970er-Jahre flüchten sie schliesslich nach Deutschland. Dort kommen sie mit einer christlichen Schweizer Familie, die zu dieser Zeit in Deutschland lebt, während einem Weihnachtsgottesdienst in Kontakt. Die Familie bietet daraufhin ihre Hilfe als Pflegefamilie an. Florida Zimmermann lebt zwischen zwei Extremen: während der Woche in behüteten Familienverhältnissen, am Wochenende bei ihrer Mutter in einer rauen Erwachsenenwelt mit wenig Struktur. Schliesslich werden sie ausgewiesen und müssen wieder zurück in den Libanon reisen.
Umgeben von Gewalt und Terror
Als Florida Zimmermann davon erfährt, dass ihr unbekannter Vater nicht mehr lebt, kommt die islamistische Miliz ins Spiel, welche sie mit einer Halbwaisenrente unterstützt. Der junge Milizführer fasziniert sie und nimmt eine Vaterrolle ein. Florida findet in der Organisation Annahme und einen Lebenssinn, verschleiert sich und wird im Koran unterrichtet. In dieser Zeit lebt sie intensiv mit dem Islam und Allah ist ihr Gott: «Ich suchte dort Halt und Vertrauen, merkte aber irgendwann, dass ich trotz all meinen Bemühungen in einer Endlosschlaufe war.» Erinnerungen an die schöne Zeit in der Pflegefamilie erwachen. Vor allem ein prägendes Erlebnis, das sie damals mit Jesus hatte, lässt sie nicht mehr los. Ihr Glaube fängt an zu bröckeln, sie entschleiert sich und beginnt sich vom Islam zu distanzieren. Aus Angst, ihre Tochter an die Miliz zu verlieren, nimmt Floridas Mutter in der Zwischenzeit wieder Kontakt mit der Pflegefamilie auf, welche mittlerweile in der Schweiz lebt. «Meine Mutter hatte den Wunsch, dass ich eine Ausbildung machen und ein anderes Leben haben kann als sie. Das war die Wende in meinem Leben», erzählt Zimmermann.
Getragen von Gottes Liebe
Doch auch in der Schweiz reissen die Schwierigkeiten nicht ab: Identitätssuche, Angstzustände, gesundheitliche Probleme und ständige Todessehnsucht begleiten Florida Zimmermann. «Ich wollte sterben und ich dachte, dass es keinen Ort auf dieser Welt gibt, wo ich Friede und Ruhe verspüren kann.» Und auch der Wunsch vom Freisein und Glücklichsein muss sich Florida hart erkämpfen: «Einen Durchbruch schafft man nur, wenn man die Hoffnung nicht aufgibt und bereit für Veränderung ist.» Erst als sie am Boden aufschlägt, kann Gott sie heilen und sie lernt, sich ganz auf ihn zu verlassen. Ihre eigene Geschichte lässt ihr Herz für junge Menschen schlagen und sie setzt sich für sie ein. «Gastfreundschaft und eine offene Türe waren mir schon immer sehr wichtig. Deswegen habe ich mit meinem Mann zusammen das «Offnigs Huus» aufgebaut.» Das offene Haus hat den Wunsch, für junge Erwachsene da zu sein, die durch das System zu fallen drohen und trotzdem auf der Suche nach einer Familie sind.