Die Bibel enthält Sprichwörter und Redewendungen, welche auch heute noch in der deutschen Sprache zu finden sind. Zusammen mit dem reformierten Pfarrer Peter Schulthess nehmen wir ein paar von ihnen unter die Lupe.
Im 8. Kapitel des Johannesevangeliums wird eine Frau, welche Ehebruch begangen hat, vor Jesus geführt. Als er gefragt wird, was zu tun sei, antwortet er: «Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.» (Johannes 8,7 in der Version Lutherbibel 2017).
Schulthess erklärt die Bedeutung dieses Verses so: Wir sollen sehr zurückhaltend sein beim Verurteilen von anderen Menschen – im Bewusstsein, dass wir selbst auch nicht immer alles richtig machen. Nachdem niemand sie steinigt, endet die Begebenheit mit dieser Frau damit, dass Jesus ihr gegenüber Erbarmen zeigt.
Die Redewendung «Sein Licht nicht unter den Scheffel» stellen bedeutet, dass man seine Fähigkeiten und Leistungen nicht verbergen und geringschätzen soll. Laut Schulthess will sie Menschen mit wenig Selbstvertrauen ermutigen, ihre Fähigkeiten und ihr Können zu zeigen. Der Scheffel ist ein altes Raummass, gleichzeitig meint er auch das Gefäss, mit dem er gemessen wurde.
Die Wendung geht auf eine Stelle in der Bergpredigt zurück, wo Jesus sagte: «Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.» (Matthäus 5,15–16). Interessanterweise bezieht sich Jesus hier nicht auf eine einzelne Person, sondern spricht von mehreren Menschen, beispielsweise von einer Kirche.