Bei allem der Beste sein, keine Fehler machen … Hohe Ansprüche an uns selbst können uns weiterbringen, uns das Leben aber auch erschweren.
Gerade Entscheidungen fällen können Menschen mit ungesundem Perfektionismus weniger gut. «Gibt es da vielleicht noch etwas Besseres? Was verbaue ich mir, wenn ich mich jetzt entscheide?» Die Erwartungshaltung kann sehr hoch sein.
Entscheidungen sind in unserem Leben grundsätzlich ein wichtiges Thema. Das Gemeine am Perfektionismus ist, dass er nie gestillt wird, sagt die psychosoziale Beraterin Janine Oesch. «Man lebt stark in einem Wenn-Dann-Denken: Wenn ich diesen Mann habe, dann bin ich glücklich.» Nach dem perfekten Partner kommt die perfekte Hochzeit, danach die perfekte Familienplanung, danach die perfekten Kinder.
Was treibt den Perfektionismus in unserem Leben an? «Dass man gesehen und erkannt wird, dass man einen Wert hat», so Oesch. Ungesund wird er dann, wenn wir keine eigenen Entscheidungen mehr im Leben fällen, sondern uns leben lassen. Indem beispielsweise die sozialen Medien uns unseren Lebensstil diktieren. «Das nimmt uns die Freude weg. Es ist ein riesiger Stress, dem immer nachzurennen und zu genügen.»
Ein Anzeichen für ungesunden Perfektionismus ist, wenn wir uns zu viele Gedanken machen, was die anderen Menschen über unsere Entscheidungen denken. «Das ist ein grosser Marker, dass wir irgendwo das Ziel verfehlen und auch nicht mehr glücklich sind.»
Ein weiteres Anzeichen ist: Wir ignorieren, wer wir sind, welche Bedürfnisse und Vorstellungen wir haben. Dabei sollten wir uns Zeit nehmen und überlegen, was uns ausmacht und was alles zu uns gehört. «Das klingt sehr einfach und sehr logisch. Aber es ist eine grosse Arbeit, um wirklich mal bei sich selbst hinzuschauen, sich aufzumachen und zu entdecken, was mich ausmacht. Was kann ich, was macht mir Freude?»