Dass sie sich mehr und mehr selbst annehmen kann, hat auch Einfluss auf ihre Beziehung zu Gott. «Ich wuchs in einem Umfeld auf, das mir sagte, dass Gott mich liebt. Das wollte ich glauben, doch Mitte zwanzig merkte ich, dass ich Gottes Liebe für mich erst wirklich umarmen kann, sobald ich mich selbst liebe.» Bis dahin lebt sie mit einem ambivalenten Gottesbild: Zum einen wird ihr gesagt, dass Gott sie bedingungslos liebt, zum anderen wird aber auch betont, was sie alles leisten muss als Christ, um gut vor Gott dazustehen. «Ich habe in der Kirche erlebt, dass man Menschen wegen schlechtem Verhalten ausgeschlossen hat – obwohl man sagte, dass Gott alle Menschen liebe. Das hat mich schon als Kind irritiert.» Sie beginnt, sich ihren Fragen zu Gott ganz bewusst zu stellen. «Ich wollte nichts glauben, einfach weil man es so glaubte – ich wollte es verstehen.» Sie verlässt ihre Kirche und macht sich auf den Weg, Gott ganz neu zu suchen – eine Wüstenzeit für Yvonne Schudel. «Das hat mich sehr viel gekostet, ich hatte Zweifel und Ängste. Würde ich Gott wirklich finden?»
Versöhnung
Je mehr sie mit sich selbst versöhnt ist, desto versöhnter ist sie mit Gott – das entdeckt Yvonne Schudel für sich in dieser Wüstenzeit. Ihr wird wichtig, dass sie ihre Positionen, Ansichten und ihre Beziehung zu Gott vor niemandem rechtfertigen muss. «Ich begann, meinen Blick nach innen und nach oben zu richten. Ich wollte an einen Gott glauben, der mich bedingungslos liebt und ich nahm mich selbst auch bedingungslos an. Das machte mich entspannter und liebesfähiger in meinen Beziehungen.»
Trotz allem, was Yvonne Schudel zum Thema Selbstannahme gelernt hat, zweifelt sie auch heute noch manchmal an sich selbst. Und doch möchte sie das weitergeben, was sie erkennen durfte. Sie bietet deshalb Coachings für andere Frauen an, die Mühe mit Selbstannahme haben. Denn: «Wir können das allertollste Leben haben – wenn wir uns selbst nicht lieben, können wir es nicht geniessen.»