In der jüdischen Kultur und Tradition haben Trauer und Klagen einen hohen Stellenwert. «Man blickt ständig auf das, was nicht funktioniert und nicht gut ist», sagt der jüdische Leadership-Autor Thomas D. Zweifel. Bereits die Israeliten hätten sich während der Zeit der Wüstenwanderung über alles beklagt, was passierte.
Er bezeichnet dies jedoch nicht als Pessimismus, sondern als eine heilige Unzufriedenheit. Über 20 Prozent der Nobelpreisträger seien Juden. Weil sie eben ständig unzufrieden mit dem Status Quo waren und sich überlegten, was möglich und veränderbar ist.
Es ist Mut gefragt, Dinge anzusprechen, die nicht gut laufen. Auf der anderen Seite braucht es Dankbarkeit für alles, was man bereits hat. «Das ist eine Spannung, welche im Leben unglaublich gute Resultate produziert», ist Zweifel überzeugt. «Aus der heiligen Unzufriedenheit kann man – wenn man es mit Aktion paart – viel herausholen.»