3 Prozent unserer Gedanken sind positiv, 25 Prozent sind negativ und der Rest neutral. Bei diesen Prozentsätzen wäre es doch schön, wenn wir viel mehr positive Gedanken hätten.
«Die negativen Glaubenssätze hängen auch mit unangenehmen Gefühlen zusammen», erklärt Psychologin Julia Wegmann. Wenn wir denken, dass wir es nicht schaffen, der Tag zu viel ist, zu anstrengend wird, wir wieder versagen, etwas Gefährliches passieren wird, andere Menschen uns wieder verletzten werden, uns wieder verlassen werden.
Mit den negativen Gedanken fängt eine Abwärtsspirale an. «Wenn ich negativ denke, löst das auch unangenehme Gefühle aus. Im Umkehrschluss heisst das auch: Wenn ich es schaffe, positiv zu denken, mich von diesen negativen Glaubenssätzen zu lösen, sie umzuformulieren und ins Positive umzukehren, dann fördert das wiederum mein Wohlbefinden», sagt Wegmann.
Positives zieht Positives an und Negatives entsprechend Negatives. «In der positiven Psychologie hat man das erforscht und festgestellt, dass Menschen, die sehr erfolgreich sind, Misserfolge nicht als Scheitern ansehen, sondern als Chancen zum Wachsen.» Man spricht hier von einem «Growth Mindset», einem Wachstumsdenken. Solche Menschen sehen die positiven Aspekte und die Chancen; sie sind zufriedener und eben erfolgreicher. Menschen, die eher ein fixiertes Mindset haben, sehen Misserfolge häufig als eigenes Versagen.
Die Forschung belegt, dass jeder Körper in der Lage ist, einen Marathon zu laufen. Das klingt für jemanden, der nicht joggt, fast unmöglich. Aber meistens denken wir schon viel zu früh, dass wir es sowieso nicht schaffen. Wegmann erklärt, dass wir viel stärkere Trainingseffekte spüren, wenn wir wissen, dass unser Körper dazu in der Lage ist, als wenn wir uns einreden, dass wir sowieso keine Langstreckenläufer sind.
Vor allem im Spitzensport spielt das mentale Coaching eine bedeutende Rolle. «Nur wenn ich es schaffe, mein Mindset positiv zu behalten, kann ich auch Energie freisetzen und Leistung abrufen.» Spitzensportler müssen immer wieder mentales Training machen, was sich auf ihre Leistung auswirkt.
Vergleicht man Hirnscans von Spitzensportlern und Amateursportlern, zeigt sich, dass die Vernetzung bei ersteren viel besser ist. Bei Amateursportlern sind zwar die gleichen Vernetzungen vorhanden, jedoch nicht ganz so stark.
«Das zeigt die Kraft der Gedanken. Auch wenn ich mir Dinge vorstelle, trainiert mein Gehirn. Wenn ich mir den Erfolg visualisiere und mir ihn vorstelle, dann ist es wahrscheinlicher, dass es auch passiert», sagt Wegmann.