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Jörg Niederer | (c) privat

Persönlich: Pilgerer Jörg Niederer

Der EMK-Pfarrer Jörg Niederer pilgerte im Sommer 2017 nach London zum Grab von John Wesley, dem Begründer der methodistischen Bewegung.
Publiziert: 15.04.2019

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Pilgern ist im Trend. Die meisten tun dies auf dem Jakobsweg mit dem Ziel Santiago de Compostela. Der EMK-Pfarrer Jörg Niederer hat sich für einen anderen Weg entschieden. Er pilgerte im Sommer 2017 nach London zum Grab von John Wesley, dem Begründer der methodistischen Bewegung. Gleichzeitig sammelte er mit seiner Reise 23 000 Franken, die er in die christliche Migrationsarbeit von Connexio (www.connexio.ch) investierte.

Weshalb führte der Weg zum Grab von John Wesley?
John Wesley steht, gemeinsam mit weiteren Persönlichkeiten aus dem 18. Jahrhundert, für die methodistische Reformbewegung. Als Methodistenpfarrer fand ich es naheliegend, das Grab dieses «Heiligen» aufzusuchen.
Dieser Weg war sicher einsamer als der Jakobsweg. Wie war die Einsamkeit zu ertragen?
Sie war nur schwer zu ertragen. Ich chattete täglich mit meiner Frau. Ich suchte die Begegnung mit Menschen vor Ort. Sie, und eine WhatsApp-Gruppe machten mir immer wieder Mut. Durch deren Worte und Taten hat Gott zu mir gesprochen
In welchen Momenten kamen Sie an Ihre Grenzen?
Schwierig war, dass ich fast täglich ein Nachtquartier suchen musste. Meist gelang das gut. Manchmal wusste ich aber wirklich nicht mehr weiter. Dann schaukelten sich die Einsamkeit, körperliche Erschöpfung und Heimweh gegenseitig hoch. War es auch noch hochsommerlich heiss und die Füsse brannten, verwünschte ich meinen Entschluss, zu Fuss nach England zu gehen.
Was hat uns John Wesley heute noch zu sagen?
Er suchte mit grossem Ernst nach Gott. Dabei orientierte er sich an Erkenntnissen verschiedenster christlicher Traditionen, von liberal bis konservativ. Als er sich seines Heils endlich bewusst war, wirkte er mit aller Kraft für das ganzheitliche Wohl der anderen: praktisch bei der Bekämpfung von Armut und Elend – geistlich durch die Verkündigung der Liebe Christi. Besonders gefällt mir seine Verknüpfung eines auf Gott und Mitmenschen ausgerichteten Lebens (Holiness) mit der Lebensfreude (Happiness). Das Wissen über diese Verbindung tut auch heute richtig gut.
Über diese Erfahrungen haben Sie ein Buch geschrieben, was lesen Sie selber aktuell?
Das Erstlingswerk von Usama Al Shahmani – er wohnt wie ich in Frauenfeld – das er gemeinsam mit Bernadette Conrad verfasst hat: «Die Fremde – ein seltsamer Lehrmeister»
Ein Reiseziel, das noch auf meiner Liste steht:
Die Orkneys und die Shetland-Inseln, sofern ich sie ohne Flugzeug erreichen kann.
Diese Schlagzeile würde ich gerne mal auf Seite 1 lesen:
«Es gibt keine Grenzen und Vorurteile mehr»
Wenn ich frustriert bin, …
… finde ich zu Fuss auf einer Tour wieder den rechten Tritt.

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