Geschlechtsumwandlungen bei Minderjährigen nehmen zu. In der Regel beginnt dieser Prozess mit Pubertätsblockern, also mit einer Hormonbehandlung, welche die körperliche Entwicklung wie den Stimmbruch oder das Wachstum der Brüste stoppt. So erhalten die Jugendlichen noch einmal Zeit zu überlegen, was sie wirklich wollen.
Regula Lehmann ist Leiterin Ehe- & Familienprojekte bei der Stiftung Zukunft.CH. Sie weist darauf hin, dass bei Pubertätsblockern zwar die körperliche Entwicklung gestoppt wird, nicht jedoch die Reifung des Gehirns. Dies führe zu einer Schieflage und einer Art Desynchronisation des Gehirns. «Unterdessen weiss man, dass operierte Transpersonen, welche Pubertätsblocker erhalten haben, nicht nur in ihrer Fortpflanzungsfähigkeit, sondern auch in ihrer sexuellen Gesundheit gefährdet sind», sagt sie.
Wenn Jugendliche den Prozess abbrechen, können nicht mehr alle Veränderungen rückgängig gemacht werden. Deshalb ist es Lehmann ein Anliegen, dass Jugendliche keine solche Behandlung machen, sondern gut begleitet werden. Sie rät Eltern, betroffene Jugendliche zum Abwarten zu bewegen.
Auch die klinische Sexologin Veronika Schmidt findet Pubertätsblocker nicht unproblematisch. Sie erklärt, zu Beginn sei man bei solchen Behandlungen noch euphorischer gewesen. Doch inzwischen wisse man, dass sie langfristige Auswirkungen haben, welche nicht mehr umkehrbar sind. «Junge Menschen in der Identitätsfindung können sich auch irren», gibt sie zu bedenken.
Es seien heute vor allem junge Frauen, welche sich als Mann identifizieren. Dies war lange umgekehrt. Woran der Anstieg bei jungen Frauen liege, sei unklar. Schmidt verweist darauf, dass junge Frauen in der Pubertät zu Identitätskrisen neigen und diese hin und wieder auch auf extreme Art und Weise zu lösen versuchen. Wenn erst in der Pubertät erstmals von einer Transidentität die Rede sei, dann rät sie dazu, sich Zeit zu lassen bei einer Entscheidung und nicht vorschnell zu Pubertätsblockern zu greifen. Dennoch sei Transidentität nicht einfach eine Modeerscheinung, sondern eine Realität. Insbesondere wenn Kinder schon früh äusserten, sich dem anderen Geschlecht angehörig zu fühlen, dann könne eine Hormonbehandlung in der Pubertät gerechtfertigt sein.