Am 18. Juni 2023 stimmen wir unter anderem über das Klimagesetz ab. Auch christliche Organisationen und Kirchen engagieren sich für den Klimaschutz, unter anderem mit der Koalition «Christ:innen für Klimaschutz». Doch sollte sich die Kirche überhaupt politisch engagieren?
«Die Kirche kommt gar nicht darum herum, sich politisch zu engagieren. Wenn sie nichts macht, engagiert sie sich genauso, indem sie die gegebenen Umstände einfach hinnimmt und Ja dazu sagt», erklärt Gabriela Allemann (Präsidentin Evangelische Frauen Schweiz EFS). Sie weist darauf hin, dass die Kirche auch eine prophetische Aufgabe hat. In der Bibel prangerten die Propheten des Alten Testaments Missstände in der damaligen israelitischen und jüdischen Gesellschaft an.
«Es ist sehr wichtig, dass Kirchen und kirchliche Organisationen auch heute dieses Amt wahrnehmen. Damit ist jedoch auch eine seelsorgerliche Zuwendung verbunden», sagt Allemann. Das bedeutet, dass Kirchen hinzuschauen und zu erkennen, wo es den Menschen nicht gut geht. Daraus folgt dann das Engagement.
Das politische Engagement der Kirchen wird von manchen kritisch gesehen. «In der Schweiz ist das Verständnis von Religion als Privatsache sehr fest verankert. Plötzlich treten Kirchen jedoch als eine gesellschaftliche Stimme auf», sagt Vanessa Kopplin (Politik- und Religionswissenschaftlerin). Das sei neu und rufe Sorgen hervor, weil es eine unbekannte Komponente im System sei.
Das bedeutet aus ihrer Sicht nicht, dass die Kirche nicht politisch aktiv werden soll. «Schwierig wird es dann, wenn der Versuch Einfluss zu nehmen im Verborgenen geschieht und damit für Wählerinnen unsichtbare Strippen gezogen werden», gibt Kopplin zu bedenken. «Klar kritisch ist es, wenn Kirchen eine religiöse oder gläubige Person in ihrer Entscheidung mit kirchlichen Grundsätzen, die es einzuhalten gilt, unter Druck setzen und damit eine Zwangssituation entsteht.»
Man dürfe aufgrund einer politischen Haltung niemandem den Glauben absprechen: Dieser Meinung sind sowohl Kopplin als auch Allemann.