Martina Schmid ist systemisch-lösungsorientierte Therapeutin und arbeitet als Beraterin beim Eltern-Notruf in Zürich. Eltern können sich beim Notruf melden, wenn sie überfordert sind und familiäre Probleme haben.
Schmid erzählt, dass nur schon ein Telefonat an sich Wunder wirken kann. Es gibt Eltern, die nach einer halben Stunde sagen, dass es ihnen nun besser gehe. «Indem ich mit Ihnen gesprochen habe, konnte ich Zuversicht und Energie gewinnen.»
Denn häufig trauen sich Eltern nicht, mit jemand anderem über ihre Probleme zu sprechen, ihr Herz auszuschütten, wenn sie am Anschlag und mit den Kindern überfordert sind.
Sozialarbeiter Mathias Gysel arbeitet ebenfalls beim Eltern-Notruf und weiss, dass hier sehr viel Scham vorhanden ist. Denn Eltern haben oft den Eindruck, dass es nur bei ihnen schlecht läuft, bei den anderen Eltern hingegen gut. Es gibt durchaus Eltern, die den Eltern-Notruf den eigenen Eltern, Geschwistern, Bekannten oder Nachbarn vorziehen.
Dass Eltern erschöpft sind und einfach mal keine Kraft mehr haben, ist normal. Im Leben gibt es immer wieder Momente, wo wir an das Ende unserer Kräfte kommen. Wenn eine Phase der Erschöpfung und des Gereizt-Seins länger andauert, beispielsweise mehrere Monate, sei es an der Zeit, genauer hinzuschauen, sagt Gysel. Das heisst, die Eltern nehmen ihre Situation wahr, gestehen sie sich ein und sprechen darüber. Und dann überlegen sie sich, wer sie unterstützen und entlasten könnte.