Auf Gemälden in Kunst und Kirche wird Jesus meistens als weisser Mann dargestellt. Forschungen hätten jedoch gezeigt, dass Jesus so ausgesehen haben muss wie Menschen, welche im heutigen Irak zur Welt kommen, erklärt die Theologin und Bildungsreferentin Sarah Vecera.
Im Mittelalter sei der weisse Jesus gelegen gekommen, weil er weniger jüdisch aussah. In der Kolonialzeit kam er gelegen, weil er wie die Unterdrücker und nicht wie die Unterdrückten aussah. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde er arisch dargestellt.
Die Frage, wie Jesus denn ausgehen hat, führt zum Thema Rassismus. Vecera selbst bezeichnet sich als «Person of Colour» und sagt von sich: «Ich bin in einer weissen Dominanzgesellschaft aufgewachsen, in einer weissen Kirche, in einer weissen Familie und war daher schon immer anders.» Sie musste immer wieder feststellen, dass sie anders wahrgenommen wurde.
Durch den Fall des schwarzen US-Amerikaners George Floyd, der bei einem gewaltsamen Polizeieinsatz ums Leben kam, stellte sich in der Kirche vermehrt die Frage, inwiefern sie von Rassismus betroffen ist. Dieser kann sich in kleinen Gesten ausdrücken, deren sich jedoch nicht alle Menschen bewusst sind. «Weisse Menschen sehen all diese kleinen Situationen nicht», sagt die Theologin. «Menschen of Colour», wie sie es nennt, hätten hingegen ein Gespür dafür.
Die Vereinte Evangelische Mission (VEM), für die Vecera arbeitet, erhielt immer mehr Anfragen für Workshops und Seminare. So schrieb sie schliesslich das Buch «Wie ist Jesus weiss geworden?»