Von Chantal Bigler
Bei der Arbeit und auch in seiner Familie erlebt Markus Mäder immer wieder Konflikte. Sein Verhalten ist impulsiv – seine Energie scheint endlos. Als er 2013 die Diagnose ADHS bekommt, ist sein Leben längst futsch.
Auf den ersten Moment klingt es wie ein Albtraum: Markus Mäder verliert seine Familie, seinen Job und seine Gesundheit. Von seiner ADHS-Diagnose erfährt er zufällig. Diese Diagnose bringt Chaos in sein Leben, birgt aber auch Chancen, welche er nach rund vier Jahren Odyssee endlich ausleben kann.
Auf einmal ist alles weg: «Never give up!»
Eine 70-Stunden-Arbeitswoche gehört zum Alltag eines stellvertretenden Personalchefs – Markus Mäder arbeitet viel und investiert die restliche Zeit in seine drei Kinder. Nicht aber in seine Frau, und darunter leidet die Beziehung des Ehepaars enorm. Er bekommt aus diesem Grund auch immer von ihr zu spüren: «Du bist für alle da, ausser für mich.» Für den 54-Jährigen steht die Arbeit an erster Stelle, und sie treibt ihn beruflich zu Höchstleistungen, ohne dabei richtig müde zu werden: «Ich habe mich wie ein Pitbull reingebissen und nie aufgegeben.» Zu diesem Zeitpunkt weiss Mäder noch nichts von ADHS. Die Ehe scheitert am Ende nicht nur an der mangelnden gemeinsamen Zeit. Eine schlimme familiäre Angelegenheit ist letzten Endes der ausschlaggebende Grund für die Scheidung; und er muss daraufhin die Familie verlassen. Wörter wie «Monster» fallen in dieser Zeit ebenfalls.
Mitten in der Lebenskrise
«Nach der Trennung und der Scheidung hat ein kalter Krieg geherrscht», beschreibt Mäder die Situation von damals. Nach der gescheiterten Ehe versucht er zwecklos, seine Karriere zu retten. «In einer Zeitschrift habe ich zufällig von ADHS gelesen und mich sofort angesprochen gefühlt.» Markus Mäder ist erschöpft, aber auch neugierig – er will mehr von diesem ADHS wissen. Daraufhin nimmt er einen Gesundheitsurlaub und erhält dort die Diagnose ADHS. «Das ist keine Krankheit, sondern ein Verstärker der eigenen Persönlichkeit», erklärt Mäder. Kurz darauf verliert er deswegen erneut seinen Job: Die Karriere ist futsch, und auch seine Gesundheit ist dahin.
«Ich weiss, dass mein Erlöser lebt!»
Markus Mäder ist ein Einzelkind – doch kein Einzelkämpfer. «Ich bin seit meiner Kindheit gläubig», erzählt er und betont, dass der Glaube an Gott immer sein Fundament gewesen sei. Nach einem Deal mit Gott rappelt er sich auf: «Wenn du meine Existenz sicherst, dann stehe ich dir ganz zur Verfügung und arbeite vollamtlich für dein Reich.» 2016 macht sich Mäder als Unternehmens- und Laufbahnberater selbstständig, unter anderem für Menschen in der AD(H)S-Midlife-Krise. Sein Glauben reift über die Jahre, und sein Vertrauen in Gott wächst. Gott schenkt ihm 2015 eine neue Liebe. Er lernt durch die Beratung der ADHS-betroffenen Kunden immer besser mit seiner eigenen Störung umzugehen. Die Medikamente haben ihm enorm geholfen, achtsamer und stabiler zu werden. «Ich ruhe mehr in mir», sagt er und fährt fort: «Es ist wie ein Haus auf Felsen. Wenn Stürme kommen, knallt schon mal ein Fensterladen runter, aber das Haus bleibt stehen.»