Der Text in dieser Folge: «Jesus Christus, erbarme dich meiner»
Es gibt eine uralte Tradition des sogenannten «Herzensgebets» oder «Gebet der Ruhe». Spuren davon finden sich in der Bibel: Zum Beispiel heisst es im Alten Testament beim Propheten Joel «Wer den Namen des Herrn anruft, wird gerettet.» Und das Neue Testament fordert uns auf, dass wir «ohne Unterlass» beten sollen.
Im 4. Jahrhundert gab es eine Massenbewegung von spirituellen Aussteigern und Aussteigerinnen. Sie flohen vor den Verführungen in den Städten und suchten in der syrischen und ägyptischen Wüste Ruhe, um sich ganz auf Gott ausrichten zu können.
Als einfache Methode entwickelten sie das sogenannte Herzensgebet: Ein Wort oder ein Satz wird innerlich ständig wiederholt. Das hilft, um Gedanken loslassen und sich zu fokussieren. Als Gebets-Wort wurde zum Beispiel einfach der Name «Jesus Christus» verwendet oder ausführlichere Varianten, wie «Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner.»
In fernöstlichen Religionen gibt es vergleichbare Methoden. Dort wird das Atemwort «Mantra» genannt. Vielen ist gar nicht bewusst, dass es auch im Christentum die Praxis eines Gebets-Mantras gibt.
Ein bedeutender Vertreter dieser christlichen Tradition ist Johannes Cassian, ein Wüstenvater, Priester und Mönch, der 400 nach Christus lebte. Seine Ideen haben Benedikt von Nursia, den Gründer des Benediktiner-Ordens, inspiriert. Unter anderem durch die Benediktiner, die es auch heute noch gibt, ist die Tradition des Herzensgebets erhalten geblieben.
In den letzten Jahren hat diese Praxis eine richtige Renaissance erlebt. Menschen auf der ganzen Welt entdecken den Wert dieser Methode. In der geführten Meditation probieren wir das Herzgebet miteinander aus.
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«still.leben» ist ein Podcast von ERF Medien Schweiz in Zusammenarbeit mit netzkloster.ch.
Autor: «netz-abt» Simon Weinreich
Sprecherin: Andrea Jost (andrea-jost.ch)