Ich war fasziniert von dieser Weihnachtspracht. Als ich da so sass, kam es mir vor, als spräche der Tannenbaum zu mir: «Hei ich bin ganz in der Nähe von dir aufgewachsen, nahe beim Stöckli. Viele Jahre habe ich bei euch alles beobachtet. Ich schaute dir zu, wie du im Garten gearbeitet, Beete umgegraben, Blumen ausgesät und Gemüse angepflanzt hast. Wie du dir Sorgen machtest, wenn eine Kaltfront kam. Und dann noch all die Geranien, die das Haus umgaben. Ab und zu hast du dich vor dem Haus ausgeruht und zu uns Tannen geschaut. Ich sah auch die viele Arbeit im Feld und Hof, wenn das Heu gemäht wurde und die Maschinen den ganzen Tag am Hang hinauf und herunter kletterten.
Als der Lotharsturm wütete, war ich etwas versteckt hinter den anderen, gut geschützt und so konnte mir dieser Sturm nichts anhaben. So konnte ich wachsen und wachsen, Jahr für Jahr. Meine Wurzeln wurden tiefer, mein Kleid schöner und meine Nadeln länger. Ein fürchterliches Hagelwetter schlug mir einige Wunden, doch mein Spitz blieb. Vögel suchten bei mir Schutz. Die Katzen lagen in meinem Schatten und die Igel hausten unter uns Tannen und Laubbäumen. Auch kamen lustige Kinder, welche Sommer und Winter viel draussen herumtollten.
Einmal sagtest du zu deinem Mann: «Das erläbe mir äue nümme, bis de die Tanndli zu Tanneböim wärde». Und siehe da, da stehe ich nun vor dir, gross, stark und schön. Ich wusste, dass ich eine Tanne bin. Doch dass ich einmal so schön geschmückt so vielen Menschen Freude verbreiten würde, das habe ich nie für möglich gehalten.»